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DOI: 10.1055/s-0044-1787445
Fallbericht: Spontangeburt bei maternaler Spina bifida und Ileumconduit
Einleitung Wir berichten über den seltenen Fall einer Spontangeburt bei einer 22-jährigen Patientin mit Z.n. operativem Spina bifida-Verschluss im Ausland im Alter von 1 Jahr und Z.n. radikaler Zystektomie mit Ileumcoduitanlage bei neurogener Blasenentleerungsstörung im Ausland im Alter von 17 Jahren. Der Verlauf der Schwangerschaft war kompliziert. Anamnestisch Erstgravida mit spontaner Konzeption. Im ersten Trimenon (13. SSW) erfolgte die erste Vorstellung im Haus mit Diagnose einer tiefen Beinvenenthrombose. Bei V.a. Lungenarterienembolie erfolgte die Gabe von niedermolekularem Heparin über drei Monate. Die Patientin wurde zudem mit rezidivierenden Harnwegsinfekten und Nierenstau beidseits stationär und ambulant antibiotisch behandelt. Zusätzlich erfolgte eine Aufnahme mit suspektem CTG im zweiten Trimenon zur Observanz. Die Betreuung der Patientin erfolgte interdisziplinär mit der Urologie und der Infektiologie während der gesamten Schwangerschaft. Mit der Patientin wurde die individuelle Risikosituation, vor allem die Limitationen einer suffizienten Analgesie sub partu (Kontraindikation für PDA) und die operativen Risiken einer Entbindung per sectionem bei Z.n. radikaler Zystektomie und Ileumconduit ausführlich besprochen. Nach ausdrücklichem Wunsch der Patientin unter Einbindung der Kollegen der Klinik für Urologie, wurde bei sehr limitierter wissenschaftlicher Datenlage [1] die vaginale Entbindung angestrebt. Am Entbindungstermin (40+0 SSW) stellte sich die Patientin mit Wehen, neurologischer Symptomatik (Kopfschmerzen) und steigenden Infektparametern zur Geburt vor. Unter interdisziplinärer Betreuung konnte sie am gleichen Tag komplikationslos in unserem Perinatalzentrum entbunden werden. (männlich, 2805gr, 3.Perzentile, pH 7,23, Apgar 9/10/10). Peripartal wurde ein Harnwegsinfekt erneut antibiogrammgerecht behandelt.
Ergebnisse In dieser Fallvorstellung kann von einer seltenen geburtshilflichen Konstellation berichtet werden nach komplexem kinderchirurgischem und urologischem Eingriff bei einer schwangeren Patientin mit günstigem perinatalem Outcome. Nach Literaturrecherche [1] [2] entbinden die Frauen nach rekonstruktiven urologischen Operationen hauptsächlich per elektiver Sectio. Vaginale Geburten bei Müttern nach Spina bifida Operation und Ileumconduit sind in der Literatur sehr selten. Häufige Komplikationen sind Harnwegsinfekte und eine hohe maternale Morbidität im Falle einer sekundären Sectio.
Zusammenfassung Eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Geburtshelfer, Urologen, Pädiater und andere Disziplinen ist unerlässlich für das optimale Management der Schwangerschaft und der Geburt bei diesen Risikopatienten.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
14. Juni 2024
© 2024. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Bey E, Manach Q, Peyronnet B, Even A, Chartier Kastler E, Walder R, Ruffion A, Baron M, Charlanes A, Biardeau X, Quenneville V, Boillot B, Duport C, Tricard T, Saussine C, Gamé X, Capon G, Kerdraon J, Cornu JN, Garabedian C, Le Normand L, Perrouin-Verbe B, Phe V, Perrouin-Verbe MA.. Pregnancy and Delivery in Women with Lower Urinary Tract Reconstruction: A National Multicenter Retrospective Study from the French-Speaking Neuro-Urology Study Group (GENULF) and the Neuro-Urology Committee of the French Association of Urology. J Urol. 2020; 204 (06) 1263-1269