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DOI: 10.1055/s-0044-1787449
Osteitis pubis nach Spontanpartus – eine seltene Komplikation im frühen Wochenbett
Einleitung Osteitis pubis nach einer vaginalen Entbindung ist eine seltene Komplikation, deren Inzidenz 0,01% beträgt. Als Risikofaktoren gelten frühere gynäkologische/urologische Eingriffe, Drogenabusus, Diabetes mellitus, Malignome und lokale Traumata. Aber auch Primiparität, protrahierte Geburtsverläufe, fetale Makrosomie sowie vaginal operative Entbindungen spielen eine Rolle. Das Keimspektrum umfaßt Streptokokken oder Staphylokokken, seltener auch Sneathia Spp. Sub partu kann ein Mikrotrauma der Symphysis pubica zur Streuung führen. Dies stellt den wahrscheinlichsten Infektionsweg im vorliegenden Fall dar.
Material und Methodik Wir präsentieren den Fall einer 19-jährigen gesunden Primipara, Z.n. komplikationsloser Schwangerschaft und Spontanpartus mit Dammriss II°. Am 2. postpartalen Tag schilderte die Patientin rasch zunehmende pubische und linksseitige Leistenschmerzen, eingeschränkte Mobilität des linken Beins und Fieber bis 38,6°C. Unter dem Verdacht auf eine Endomyometritis wurden mikrobiologische Kulturen (Vagina, Blut, Urin) abgenommen und eine empirische Antibiotikatherapie mit Cefuroxim i.v begonnen. Eine Thrombose der unteren Extremitäten sowie eine neurologische Genese wurden ausgeschlossen. Bei fehlender Besserung des Beschwerdebildes und zunehmendem Schmerzmittelbedarf (NSAR, Opiate) wurde die Patientin der orthopädischen Abteilung konsiliarisch vorgestellt. Im Verlauf konnte eine Endomyometritis ausgeschlossen werden.
Ergebnisse Ein CT Becken zeigte das Bild einer Osteitis des linken Os pubis im Bereich des Symphysenspalts. Im zusätzlich durchgeführten MRT stellte sich eine Fragmentierung des linken Os pubis mit paraossärem Flüssigkeitssaum und myositischer Begleitreaktion des M. obturatorius externus links dar. Daraufhin wurde eine sonographisch-gesteuerte Stanzbiopsie des Os pubis links durchgeführt. Die PCR-Diagnostik zeigte das Wachstum von Sneathia sanguinegenes- ein Anaerobier, der als Bestandteil der Vaginalflora gilt. Der histologische Befund ergab eine fibrinöse, chronisch-granulierende Weichgewebsentzündung mit floriden Osteolysen und angrenzender phlegmonöser Reaktion.
Nach Erhalt des mikrobiologischen Befundes wurde die antibiotische Therapie antibiogrammgerecht auf Amoxicillin/Clavulansäure umgestellt und für weitere 6 Wochen fortgesetzt. Eine MRT-Kontrolle im Intervall sowie eine physiotherapeutische Mitbetreuung sind vorgesehen, wie in der Literatur bei ähnlichen Fällen beschrieben.
Zusammenfassung Osteitis pubis ist eine seltene Komplikation der vaginalen Entbindung. Der a.e aus der Vaginalflora stammende Keim deutet auf den wahrscheinlichen Streuungsweg hin, welcher durch Mikrotraumata sub partu entstanden sein könnte. Eine frühzeitige Diagnosestellung Dank interdisziplinärer Zusammenarbeit ermöglicht die Vermeidung von Spätkomplikationen. Die Persistenz von Mobilitätseinschränkung, pubischen Schmerzen und Fieber nach vaginaler Entbindung sind Warnhinweise auf eine mögliche Osteitis pubis und sollten dieses Krankheitsbild als Differenzialdiagnose in Betracht ziehen lassen.
Publication History
Article published online:
14 June 2024
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