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DOI: 10.1055/s-0044-1789657
Kosten und Ressourcenverbrauch durch neu diagnostizierte Zöliakie-Patienten in Deutschland – Eine Krankenkassendaten-Analyse
Einleitung: Zöliakie ist eine chronische, immunvermittelte Erkrankung, die durch Nahrungs-Gluten bei genetisch prädisponierten Personen ausgelöst wird. Daten über die ökonomische Belastung des deutschen Gesundheitssystems durch Zöliakie liegen kaum vor.
Ziele: Analyse des Ressourcenverbrauchs und der damit verbundenen Kosten bei neu diagnostizierten Zöliakie-Patienten für die gesetzliche Krankenversicherung (GKV).
Methodik: Mittels Abrechnungsdaten der GKV wurden retrospektiv für die Jahre 2017 bis 2019 anhand von Zöliakie-spezifischen diagnostischen Tests und Diagnose-Codes neu diagnostizierte Patienten im stationären oder ambulanten Sektor identifiziert. Für den Einschluss war ein diagnosefreier Zeitraum von mindestens drei Jahren vor der ersten Zöliakie-Diagnose (Index) erforderlich. Die neu diagnostizierten Zöliakie-Patienten (Fälle) wurden anhand demografischer Merkmale und des Charlson-Komorbiditätsindex durch 1:5 Matching mit Nicht-Zöliakie-Patienten (Kontrollen) verglichen. Der Vergleich beinhaltete Krankenhausaufenthalte, ambulante Arztbesuche, ambulante Arzneimittelverschreibungen, Krankschreibungen sowie damit verbundene Kosten in einem zweijährigen Follow-up-Zeitraum.
Ergebnisse: Von 2017 bis 2019 konnten 3,8 Millionen Personen kontinuierlich nachverfolgt werden und bildeten die Ausgangspopulation. Es wurden 838 neu diagnostizierte Zöliakie-Patienten identifiziert. Das durchschnittliche Alter bei Diagnose war 19,4 Jahre und die Mehrheit der Patienten war weiblich (64,9%). Kinder machten 66,4% aller identifizierten Patienten aus ([Abb. 1]). Während des zweijährigen Follow-up-Zeitraums hatten die 1:5 gematchten Zöliakie-Patienten (n=835) eine höhere durchschnittliche Anzahl von Krankenhausaufenthalten (2,1 vs. 0,6, p<0,01), ambulanten Arztbesuchen (42,2 vs. 20,4, p<0,01), Medikamentenverschreibungen (14,9 vs. 11,0, p<0,01) und Krankenstandstage (11,2 vs. 8,8, p=0,24) im Vergleich zu den Kontrollen (n=4.175), was zu einem durchschnittlichen Anstieg der Gesamtkosten um 2.178 € (5.353 € vs. 3.175 €, p<0,01) für die Zöliakie-Patienten beitrug ([Abb. 2]).
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Schlussfolgerungen: Unsere Analyse zeigt einen signifikanten Anstieg des Ressourcenverbrauchs im Gesundheitswesen und der damit verbundenen Kosten bei neu diagnostizierten Zöliakie-Patienten im Vergleich zu Patienten ohne Zöliakie, was auf eine erhebliche ökonomische Belastung im Zusammenhang mit Zöliakie hindeutet.
präsentiert in der Sitzung: Unter- und Überversorgung in der Gastroenterologie in Deutschland: Sind wir die Besten oder haben wir ein Problem?Freitag, 04. Oktober 2024, 17:00 – 18:30, Saal 1
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
26. September 2024
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