Z Gastroenterol 2024; 62(09): e576-e577
DOI: 10.1055/s-0044-1789657
Abstracts │ DGVS/DGAV
Freie Vorträge

Kosten und Ressourcenverbrauch durch neu diagnostizierte Zöliakie-Patienten in Deutschland – Eine Krankenkassendaten-Analyse

B. Bokemeyer
1   Interdisziplinäres Crohn Colitis Centrum Minden, Minden, Deutschland
2   Klinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, Kiel, Deutschland
,
L. Serdani-Neuhaus
3   Evidence Generation & Value Demonstration, Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG, Berlin, Deutschland
,
J. Sünwoldt
4   Medical Affairs GI, Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG, Berlin, Deutschland
,
C. Dünweber
5   Nordic Data, Digital & Technology (DD&T), Takeda Pharma A/S, Vallensbæk Strand, Dänemark
,
S. Schnaidt
6   EU Real World Evidence, Xcenda GmbH, part of Cencora, Hannover, Deutschland
,
D. Schuppan
7   Institut für Translationale Immunologie Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland
8   Abteilung für Gastroenterologie, Beth Israel Deaconess Medical Center, Harvard Medical School, Boston, Vereinigte Staaten
› Institutsangaben
 

Einleitung: Zöliakie ist eine chronische, immunvermittelte Erkrankung, die durch Nahrungs-Gluten bei genetisch prädisponierten Personen ausgelöst wird. Daten über die ökonomische Belastung des deutschen Gesundheitssystems durch Zöliakie liegen kaum vor.

Ziele: Analyse des Ressourcenverbrauchs und der damit verbundenen Kosten bei neu diagnostizierten Zöliakie-Patienten für die gesetzliche Krankenversicherung (GKV).

Methodik: Mittels Abrechnungsdaten der GKV wurden retrospektiv für die Jahre 2017 bis 2019 anhand von Zöliakie-spezifischen diagnostischen Tests und Diagnose-Codes neu diagnostizierte Patienten im stationären oder ambulanten Sektor identifiziert. Für den Einschluss war ein diagnosefreier Zeitraum von mindestens drei Jahren vor der ersten Zöliakie-Diagnose (Index) erforderlich. Die neu diagnostizierten Zöliakie-Patienten (Fälle) wurden anhand demografischer Merkmale und des Charlson-Komorbiditätsindex durch 1:5 Matching mit Nicht-Zöliakie-Patienten (Kontrollen) verglichen. Der Vergleich beinhaltete Krankenhausaufenthalte, ambulante Arztbesuche, ambulante Arzneimittelverschreibungen, Krankschreibungen sowie damit verbundene Kosten in einem zweijährigen Follow-up-Zeitraum.

Ergebnisse: Von 2017 bis 2019 konnten 3,8 Millionen Personen kontinuierlich nachverfolgt werden und bildeten die Ausgangspopulation. Es wurden 838 neu diagnostizierte Zöliakie-Patienten identifiziert. Das durchschnittliche Alter bei Diagnose war 19,4 Jahre und die Mehrheit der Patienten war weiblich (64,9%). Kinder machten 66,4% aller identifizierten Patienten aus ([Abb. 1]). Während des zweijährigen Follow-up-Zeitraums hatten die 1:5 gematchten Zöliakie-Patienten (n=835) eine höhere durchschnittliche Anzahl von Krankenhausaufenthalten (2,1 vs. 0,6, p<0,01), ambulanten Arztbesuchen (42,2 vs. 20,4, p<0,01), Medikamentenverschreibungen (14,9 vs. 11,0, p<0,01) und Krankenstandstage (11,2 vs. 8,8, p=0,24) im Vergleich zu den Kontrollen (n=4.175), was zu einem durchschnittlichen Anstieg der Gesamtkosten um 2.178 € (5.353 € vs. 3.175 €, p<0,01) für die Zöliakie-Patienten beitrug ([Abb. 2]).

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Abb. 1
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Abb. 2

Schlussfolgerungen: Unsere Analyse zeigt einen signifikanten Anstieg des Ressourcenverbrauchs im Gesundheitswesen und der damit verbundenen Kosten bei neu diagnostizierten Zöliakie-Patienten im Vergleich zu Patienten ohne Zöliakie, was auf eine erhebliche ökonomische Belastung im Zusammenhang mit Zöliakie hindeutet.

präsentiert in der Sitzung: Unter- und Überversorgung in der Gastroenterologie in Deutschland: Sind wir die Besten oder haben wir ein Problem?Freitag, 04. Oktober 2024, 17:00 – 18:30, Saal 1



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
26. September 2024

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