Suchttherapie 2024; 25(S 01): S6
DOI: 10.1055/s-0044-1790303
Abstracts
Symposien
S02 A wie Aromen, C wie Cannabis und O wie Outcomes in der Tabakforschung

Die gesundheitlichen Folgen des Co-Konsums von Tabak und Cannabis – die vergessene Dimension

Christina Rummel
1   Geschäftsführung/Referat Grundsatzfragen, Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) e.V., Hamm/Westfalen, Deutschland
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Hintergrund und Fragestellung: In der Regel werden Tabakrauchen und Cannabiskonsum in wissenschaftlichen Untersuchungen sowie in der öffentlichen Diskussion getrennt betrachtet. Vor dem Hintergrund der aktuellen Cannabis-Gesetzgebung besteht die Sorge, dass eine Re-Etablierung des Rauchens befördert wird, neue Inhalationsprodukte wie E-Zigaretten für den Cannabiskonsum genutzt und die gesundheitsbezogenen Risiken eines Co-Konsums von Nikotin bzw. Tabak und Cannabis unterschätzt werden. Dies betrifft sowohl den gleichzeitigen Konsum von Cannabis und Tabak als auch den getrennten Konsum beider Substanzen.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Es werden Daten und Fakten zur Prävalenz sowie den Risiken des kombinierten Konsums von Cannabis und Tabak zusammengetragen. Es werden ebenfalls Ergebnisse zum Gebrauch von neuen Inhalationssystemen mit THC-haltigen Substanzen sowie Erkenntnisse zum Passivrauchen präsentiert. Möglichkeiten der Risikoreduzierung werden aufgezeigt.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Der Konsum von Cannabis und Tabak in gemischter Form erhöht das Abhängigkeitsrisiko und birgt alle bekannten Risikofaktoren des Rauchens. Der zeitgleiche Konsum von Cannabis und Tabak ist mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit assoziiert, das Tabakrauchen zu beenden. Bei Nichtrauchenden besteht das Risiko, dass Cannabiskonsum den Einstieg in das Tabakrauchen befördert. Der Co-Konsum führt zu erhöhten gesundheitlichen Risiken, wie chronische Bronchitis, Lungenemphyseme, Entzündungen der Atemwege oder der Belastung des Herz-Kreislaufsystems. Neue Inhalationssysteme für Nikotin erhöhen das Risiko, auch für einen Common Use mit THC-haltigen Substanzen verwendet zu werden.

Diskussion und Schlussfolgerung: Prävention und Behandlungsansätze sind dringend notwendig, wenn es darum geht, Co-Konsummuster von Cannabis und Tabak bzw. Nikotinprodukten frühzeitig zu erkennen und mit wirksamen Maßnahmen zu begegnen. Hierzu muss als Leitbild eine kohärente Suchtpolitik im Sinne einer Gesamtstrategie handlungsleitend sein.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.

Erklärung zur Finanzierung: Die DHS wird institutionell durch das BMG gefördert.



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Article published online:
19 September 2024

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