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DOI: 10.1055/s-0044-1790305
Vom Rauchen zum Dampfen: Die Motivation zum E-Zigarettenkonsum auf neurobiologischer Ebene – eine fMRT-Studie.
Hintergrund und Fragestellung: E-Zigaretten gelten als potenzielles Hilfsmittel bei der Tabakentwöhnung; es gibt jedoch Bedenken, dass ihre Vorteile für Raucher*innen durch negative Auswirkungen auf Nichtraucher*innen aufgewogen werden könnten. Die Untersuchung der neurobiologischen Mechanismen, die den motivierenden Eigenschaften von E-Zigaretten im Vergleich zu Tabakzigaretten zugrunde liegen, könnte Aufschluss über diese Frage geben.
Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Die Studie untersuchte 47 tägliche E-Zigaretten-Konsumierende, von denen 15 zusätzlich Tabakzigaretten konsumierten (Dual User), sowie 28 Nikotin-Naive als Kontrollgruppe. In einer instrumentellen Motivationsaufgabe wurde mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie die antizipatorische Hirnaktivierung auf belohnungsvorhersagende Stimuli für Geld, E-Liquid oder Tabakzigaretten sowie die anschließende instrumentelle Reaktion zum Erhalt der jeweiligen Belohnung untersucht.
Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Ausschließliche E-Zigaretten-Konsumierende zeigten eine erhöhte Aktivierung in limbischen Regionen, z. B. im Nucleus accumbens, ventralen anterioren cingulären Cortex und orbitofrontalen Cortex, während der Erwartung von E-Liquid und Geld im Vergleich zu Tabakzigaretten. Präfrontale Regionen zeigten zusätzlich eine höhere Aktivierung bei der Erwartung von Geld im Vergleich zu E-Liquid oder Tabakzigaretten. Es wurden hingegen keine signifikanten Unterschiede in der Antizipation von E-Liquid und Tabakzigaretten bei Dual Usern beobachtet.
Diskussion und Schlussfolgerung: E-Zigaretten wurden als ebenso lohnend empfunden wie Geld, was ihr Abhängigkeitspotential unterstreicht. Bei ausschließlichen E-Zigaretten-Konsumierenden hatten Geld und E-Liquid stärkere motivierende Eigenschaften als Tabakzigaretten (obwohl fast alle ehemalige Raucher*innen waren), was darauf hindeutet, dass E-Zigaretten ein wirksames Instrument zur Tabakentwöhnung sein könnten. Die vergleichbare Attraktivität von E-Liquid und Tabakzigaretten bei Dual Usern könnte darauf hindeuten, dass eine vollständige Umstellung auf E-Zigaretten für die Raucherentwöhnung effektiver sein könnte.
Es ist wichtig, die motivierenden Eigenschaften von E-Zigaretten zu verstehen, insbesondere im Vergleich zu Tabakprodukten. E-Zigaretten mit geringem Abhängigkeitspotential könnten kein wirksamer Ersatz für Tabakzigaretten sein, während ein hohes Abhängigkeitspotential ein Risiko für Nichtraucher*innen darstellen könnte. Unsere Daten deuten darauf hin, dass E-Zigaretten ein ausreichend hohes Abhängigkeitspotential haben, um sie zu einer attraktiven Alternative für Tabakraucher*innen zu machen, insbesondere wenn diese vollständig von Tabak- auf E-Zigaretten umsteigen.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Diese Studie wurde durch die Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert, Projekt-ID 437718741.
Publication History
Article published online:
19 September 2024
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