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DOI: 10.1055/s-0044-1790313
Von Scham und Schuld bis Druck von außen – was motiviert Frauen mit Alkoholproblem, abstinent zu werden?
Hintergrund und Fragestellung: Die Abstinenzmotivation spielt eine zentrale Rolle in der Behandlung von Alkoholproblemen. In der Theorie und klinischen Praxis wurden diverse Modelle entwickelt, um die Motivation und die Phasen der Verhaltensänderung zu verstehen und darzustellen. Trotz dieser umfassenden theoretischen und praktischen Ansätze gibt es eine Lücke im Verständnis der geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Abstinenzmotivation. Unsere Studie zielt darauf ab, spezifische Faktoren zu identifizieren, die Frauen mit Alkoholproblemen dazu motivieren, sich für ein Leben ohne Alkohol zu entscheiden und diese Entscheidung langfristig beizubehalten.
Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: An der Online-Umfrage haben innerhalb eines vierwöchigen Erhebungszeitraums insgesamt 4.480 volljährige Personen mit Alkoholproblem teilgenommen, darunter 3.719 Frauen und 761 Männer. Es wurden nur Teilnehmende eingeschlossen, die einen AUDIT Score von mindestens 8 aufwiesen. Ein solcher Score gilt als Indikator für schädlichen Alkoholkonsum sowie für eine potenzielle Alkoholabhängigkeit.
Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Frauen gaben signifikant mehr Gründe an, abstinent zu werden, als Männer. Zudem waren sie stärker durch das Vermeiden von Scham und Schuld motiviert. Männer ließen sich im Vergleich zu Frauen hingegen mehr durch Angst und Erwartungen anderer motivieren. Abstinente Frauen nannten durchgängig mehr Motive für ihre Abstinenz als (noch) nicht-abstinente Frauen. Es zeigten sich nur geringe Unterschiede in den Motiven zwischen Frauen, die weniger bzw. mehr als ein Jahr nüchtern waren, außer bei der Vermeidung von Scham und Schuld – dieser Faktor war bei längerer Abstinenz sogar stärker ausgeprägt.
Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dieser Studie verdeutlichen die Notwendigkeit, geschlechtsspezifische therapeutische Ansätze zu entwickeln, die unterschiedlichen Motivationsfaktoren berücksichtigen. Zukünftige Forschungen zu spezifischen Bedürfnissen von Frauen mit Alkoholproblem können dazu dienen, Behandlungserfolge zu verbessern.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Nathalie Stüben ist Gründerin und Betreiberin der digitalen Online-Plattform „Ohne Alkohol mit Nathalie“.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
19. September 2024
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Georg Thieme Verlag KG
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