Suchttherapie 2024; 25(S 01): S10
DOI: 10.1055/s-0044-1790314
Abstracts
Symposien
S05 Mechanismen der verringerten Kontrolle bei Substanzabhängigkeiten und Verhaltenssüchten – Erkenntnisse aus dem TRR265 und der FOR2974

Die Rolle von Gratifikation und Kompensation bei Internetnutzungsstörungen: Theorie und Empirie

Elisa Wegmann
1   Allgemeine Psychologie: Kognition, Fakultät für Informatik, Universität Duisburg-Essen, Deutschland, Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Deutschland
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Anna Knorr
1   Allgemeine Psychologie: Kognition, Fakultät für Informatik, Universität Duisburg-Essen, Deutschland, Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Deutschland
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Stephanie Antons
1   Allgemeine Psychologie: Kognition, Fakultät für Informatik, Universität Duisburg-Essen, Deutschland, Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Deutschland
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Matthias Brand
1   Allgemeine Psychologie: Kognition, Fakultät für Informatik, Universität Duisburg-Essen, Deutschland, Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Deutschland
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Hintergrund und Fragestellung: Ansätze betonen die Bedeutsamkeit von Bedürfnisbefriedigung (=Gratifikation) und den Ausgleich fehlender Bedürfnisbefriedigung (=Kompensation) als zentrale Mechanismen der Entwicklung und Aufrechterhaltung suchtartiger Verhaltensweisen. In der Suchtforschung werden vor allem die Relevanz von erlebter Gratifikation und erlebter Kompensation als Verstärkungsmechanismen der Verhaltensmanifestation hervorgehoben. Dieser Überblick enthält eine theoretische Einordnung der Konstrukte, einen empirischen Überblick über die bisherige Forschung und einen Ausblick zur Bedeutung dieser Mechanismen bei internetbezogenen Störungen für zukünftige Forschung.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Zur Adressierung der Fragestellung wurde eine systematische Literaturrecherche durchgeführt. Es wurden Studien inkludiert, die Gratifikation und/oder Kompensation im Kontext einer Computerspielstörung, Glücksspielstörung, Kauf-Shoppingstörung, Pornografie-Nutzungsstörung und Soziale-Netzwerke-Nutzungsstörung untersuchten.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Insgesamt wurden 21 Studien aus verschiedenen Bereichen der Internetnutzungsstörungen betrachtet. Die Befundlage variiert hierbei sowohl zwischen den einzelnen Störungsbildern als auch hinsichtlich der Definition von Gratifikation und Kompensation. Diese wurden als Nutzungsmotive aber auch als (maladaptive) Kognitionen oder antizipiertes Erleben erfasst. Die Befundlage, wenngleich noch heterogen, unterstützt insgesamt die Hypothese der zentralen Rolle von positiver und negativer Verstärkung im Kontext der Entstehung und Aufrechterhaltung süchtigen Verhaltens.

Diskussion und Schlussfolgerung: Gratifikation und Kompensation spielen in theoretischen Ansätzen eine dominante Rolle, was auch mittels empirischer Arbeiten belegt wird. Es ist jedoch im Hinblick auf die Bedeutung erlebter Gratifikation und Kompensation wie auch hinsichtlich der Evidenz innerhalb einzelner Störungsbilder noch weitere Forschung notwendig. Zukünftige Forschung sollte zudem systematisch adressieren, welche Rolle bestimmte Bedürfnisse und Defizite in der Bedürfnisbefriedigung im Zuge des tatsächlichen Erlebens während der Nutzung einer Anwendung bei einer suchtartigen (internetbezogenen) Störungen spielen. Das könnte schlussendlich auch zur Beantwortung der Frage beitragen, warum Personen trotz negativer Konsequenzen an einem bestimmten Verhalten festhalten.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten. Erklärung zur Finanzierung: Die Arbeit wurde im Rahmen der Forschungsgruppe ACSID, FOR2974, durchgeführt, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird – 411232260.



Publication History

Article published online:
19 September 2024

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