Suchttherapie 2024; 25(S 01): S11
DOI: 10.1055/s-0044-1790316
Abstracts
Symposien
S05 Mechanismen der verringerten Kontrolle bei Substanzabhängigkeiten und Verhaltenssüchten – Erkenntnisse aus dem TRR265 und der FOR2974

Die Craving Assessment Scale for Behavioral Addictions and Substance Use Disorders (CASBAS): Validierung eines Fragebogens zur Erfassung von Craving bei Suchterkrankungen

Stephanie Antons
1   Allgemeine Psychologie: Kognition und Center for Behavioral Addiction Research (CeBAR), Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Deutschland
,
Annika Brandtner
1   Allgemeine Psychologie: Kognition und Center for Behavioral Addiction Research (CeBAR), Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Deutschland
,
Patrick Trotzke
2   Klinische Psychologie and Psychotherapie, Charlotte Fresenius Hochschule, Köln, Deutschland
,
Andreas Oelker
1   Allgemeine Psychologie: Kognition und Center for Behavioral Addiction Research (CeBAR), Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Deutschland
,
Matthias Brand
1   Allgemeine Psychologie: Kognition und Center for Behavioral Addiction Research (CeBAR), Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Deutschland
,
Silke M. Müller
1   Allgemeine Psychologie: Kognition und Center for Behavioral Addiction Research (CeBAR), Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund und Fragestellung: Craving, das unwiderstehliche Verlangen, ein Verhalten auszuführen, ist ein zentrales Merkmal von Substanzabhängigkeiten und Verhaltenssüchten. Man geht davon aus, dass Kernkomponenten von Craving über verschiedene suchtartige Verhaltensweisen gleich sind. Bisher gibt es viele Skalen, die Erfassung von Craving für einzelne Verhaltensweisen ermöglichen, jedoch noch kein einheitliches Instrument, das die verschiedenen Facetten von Craving über süchtige Verhaltensweisen hinweg erfasst. Ziel der vorliegenden Studie war es, ein solches umfassendes Instrument zu entwickeln und psychometrisch zu testen.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Die Validierung der Craving Assessment Scale for Behavioral Addictions and Substance Use Disorders (CASBAS) wurde in einer Online-Stichprobe von N=2.073 durchgeführt. Die CASBAS wurde für Glücksspiel, Computerspiel, Pornographie-Nutzung, Online-Shopping, Nutzung sozialer Netzwerke sowie für den Konsum von Alkohol, Cannabis, Nikotin und Koffein eingesetzt. Zusätzlich wurden auch Maße für die Symptomschwere, weitere verhaltensspezifische Craving-Maße und weitere Konstrukte wie Impulsivität und Zwanghaftigkeit mittels Fragebögen erhoben. Die Analysen umfassten Faktoranalysen sowie korrelative Analysen.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Drei Faktoren der CASBAS konnten durch die explorative Faktorenanalyse identifiziert werden, die entsprechend der aktuellen Zuordnung der Items zu den Faktoren als Reward, Relief und Urgency Cravingfacetten aufgefasst werden können. Über alle Verhaltensweisen hinweg zeigten sich Zusammenhänge der einzelnen Facetten mit der Symptomschwere und den Maßen für Impulsivität und Zwanghaftigkeit. Unterschiede zwischen den Suchtformen zeigten sich nur in der Stärke der Korrelationen.

Diskussion und Schlussfolgerung: Über die neun suchtartigen Verhaltensweisen hinweg konnten drei Facetten von Craving identifiziert werden. Faktorstruktur und Item-Faktorzuordnungen müssen mittels neuer Erhebung und konfirmatorischer Faktorenanalyse bestätigt bzw. optimiert werden. Die Relevanz einzelner Craving-Facetten in der Störungsentwicklung kann sich zwischen Verhaltensweisen unterscheiden. Weitere Untersuchungen zu diesen Spezifika sind notwendig. Ebenso sollten Zusammenhänge mit psychophysiologischen Reaktionen auf suchtassoziierte Reize untersucht werden. Es werden Implikationen sowohl für Behandlungsansätze als auch für Strategien zur Craving-Reduktion aufgezeigt.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.

Erklärung zur Finanzierung: Die Studie wurde im Rahmen der Forschungsgruppe ACSID, FOR2974, durchgeführt, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird – 411232260.



Publication History

Article published online:
19 September 2024

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