Suchttherapie 2024; 25(S 01): S13-S14
DOI: 10.1055/s-0044-1790323
Abstracts
Symposien
S07 Die neue S3-Leitlinie Cannabisbezogene Störungen

Cannabisabhängig – Welche Behandlung empfiehlt die S3-Leitlinie für Erwachsene?

Eva Hoch
1   Institutsleitung, IFT Institut für Therapieforschung, München, Deutschland
,
Ulrich Claussen
2   Selbständig, Praxis für Psychotherapie, Darmstadt, Deutschland
,
Angela Buchholz
3   Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Zentrum für Psychosoziale Medizin, UKE, Hamburg, Deutschland
,
Peter Tossmann
4   Delphi, Delphi, Berlin, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund und Fragestellung: Es soll eine interdisziplinäre Behandlungsleitlinie entwickelt werden, die den gegenwärtigen Erkenntnisstand zur Behandlung von cannabisbezogenen Störungen bei Erwachsenen wiedergibt.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Seit 2020 wird im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) eine neue S3-Leitlinie zur Behandlung cannabisbezogene Störungen erarbeitet. Federführende Fachgesellschaften sind die DG-Sucht, die DGKJP und die DGPPN. Die systematische Recherche, Bewertung der Literatur nach GRADE und erstellung von Evidenzberichten wurde vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) durchgeführt. Die Population-Intervention-Comparison-Outcome (PICO)-Frage für Erwachsene lautete: „Welche psychotherapeutischen Verfahren sind für die Behandlung von erwachsenen Patient:innen mit einer Cannabisbezogenen Störung (ICD-10/DSM-IV/DSM 5) empfehlenswert?“

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Die Leitliniengruppe spricht sich für die Anwendung von Motivationsförderung, kognitiv-behavioraler Therapie und Kontingenzmanagement zur Behandlung der Cannabisabhängigkeit bei Erwachsenen aus (Qualität der Studien: niedrig bis sehr niedrig). Exisiterende deutsche Interventionsprogramme, die auf diesen therapeutischen Strategien basieren, sollen dabei berücksichtigt werden (z.B. CANDIS-Programm, realize-it). Die Experten sprechen sich darüber hinaus auf der Basis ihrer klinischen Erfahrung für eine qualifizierte Cannabisentzugsbehandlung aus. Dabei sollen Angebote des bestehenden Suchthilfesystems genutzt werden. Auch eine stationäre qualifizierte Entzugsbehandlung kann unter spezifischen Bedingungen sinnvoll sein. Familienangehörige und Bezugspersonen sollen in der Behandlung berücksichtigt werden.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die neue S3-Leitlinie liefert wertvolle Empfehlungen für die klinische Versorgung. Sie wird aktuell fertiggestellt und in Kürze den Fachgesellschaften zur finalen Konsentierung vorgelegt.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Autorin des CANDIS-Manuals, Workshops für Therapeuten zum Thema „Behandlung Cannabisbezogener Störungen“ Erklärung zur Finanzierung: Spenden von wissenschaftlichen Fachgesellschaften



Publication History

Article published online:
19 September 2024

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