Suchttherapie 2024; 25(S 01): S14-S15
DOI: 10.1055/s-0044-1790326
Abstracts
Symposien
S08 Crack-Konsum, obdachlos und psychisch krank: Problemlagen und Handlungsbedarfe in offenen Drogenszenen in westdeutschen Großstädten

Psychosoziale Probleme und Bedarfe von Crack-Konsument*innen – Erfahrungen aus dem Drogenkonsumraum

Michael Harbaum
1   Geschäftsführung, Düsseldorfer Drogenhilfe e. V., Düsseldorf, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund und Fragestellung: Crack gibt es in einigen deutschen Großstädten schon seit den 1980er Jahren. Wurde das Phänomen damals aus Frankfurt, Hamburg und Hannover berichtet hat Crack sich seit einigen Jahren auch in anderen westdeutschen Großstädten in den so genannten Drogenszenen verbreitet. Die Auswirkungen auf die Arbeit mit Drogengebrauchenden sollen anhand eines Beispiels aus der Praxis des Drogenkonsumraumes, Teil eines Hilfezentrums für chronisch opioidabhängige Menschen dargestellt werden. Der Drogenkonsumraum in Düsseldorf hat diese Entwicklung von Beginn an begleitet. Wurden dort noch 2016 lediglich 210 Konsumvorgänge mit Crack verzeichnet waren es 2023 bereit rund 31.000.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Beobachtende Begleitung der Arbeit im Hilfezentrum und im öffentlichen Raum. Sowie Daten aus der Nutzer*innen-Statistik der Einrichtung.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Crack hat sich als Substanz in der Drogenszene in Düsseldorf durchgesetzt. Es prägt die Drogenarbeit mit den Konsumierenden. Crack wirkt sehr schnell, sehr stark und sehr kurz. Nicht wenige User*innen konsumieren es so oft sie können. Sie finden aufgrund der Konsummuster kaum noch Zeit sich um Alltagsangelegenheiten zu kümmern, sie vergessen zu essen, zu schlafen oder sich zu pflegen. Wir beobachten in der Praxis bei diesen Menschen eine sehr schnelle emotionale, psychische und körperliche Verelendung.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die akzeptierende Drogenarbeit muss sich an diese Entwicklung anpassen um das Überleben der Konsumierenden zu sichern. Es bedarf zudem pragmatischer und mutiger Lösungen, um die oben beschriebenen Abwärtsspiralen zu unterbrechen oder zumindest Schaden dabei zu minimieren. Tagesruhebetten, rund-um-die-Uhr Zugang zu niederschwelligen Angeboten, Ansätze zu Kokain-Substitution, Wohnraumversorgung/Unterbringung etc. sind dringend erforderlich. Ebenso Plätze für den Aufenthalt im öffentlichen Raum ohne Repressionen.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.

Erklärung zur Finanzierung: Keine externe Finanzierung – Anstellung Düsseldorfer Drogenhilfe e. V.



Publication History

Article published online:
19 September 2024

© 2024. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany