Suchttherapie 2024; 25(S 01): S15
DOI: 10.1055/s-0044-1790328
Abstracts
Symposien
S08 Crack-Konsum, obdachlos und psychisch krank: Problemlagen und Handlungsbedarfe in offenen Drogenszenen in westdeutschen Großstädten

Housing First als Instrument der Suchthilfe

Kai Hauprich
1   Bundesverband Housing First e.V., Köln, Sozialarbeiter, Deutschland
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Hintergrund und Fragestellung: In Deutschland sind derzeit rund 50.000 Menschen von Straßenobdachlosigkeit betroffen. Innerhalb dieser Personengruppe ist die Anzahl der Personen, die von psychischen Störungen und Substanzgebrauchsstörungen betroffen sind, im Vergleich zur Mehrheitsgesellschaft deutlich erhöht. Als evidenzbasiertes, wirksames Konzept zur Überwindung von chronischer Obdachlosigkeit und Rehabilitation sucht- und psychisch erkrankter Menschen hat sich international der Housing First Ansatz bewährt. Er setzt sich auch in Deutschland immer weiter durch und gilt den deutschen Evaluationen folgend als besonders erfolgreich in der Wohnungslosenhilfe.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Chronisch obdachlosen Menschen mit psychischen Störungen und Substanzgebrauchstörungen wird bei Housing First zu Beginn der Hilfe ein dauerhaftes Normalmietverhältnis vermittelt und ihnen sodann eine ambulante Hilfe durch ein multiprofessionelles Team angeboten. Die Hilfe beruht auf acht Grundprinzipien, zu denen unter anderem Harm Reduction und Recovery-Orientierung gehören.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Derzeit gibt es in Deutschland mehr als 40 Housing First Angebote. Sie weisen besonders hohe Erfolgsquoten im Hinblick auf Wohnstabilität, Rehabilitation und Soziale Integration der ehemals obdachlosen Menschen auf. Housing First hat einen Paradigmenwechsel in der Wohnungslosenhilfe angestoßen; auch im Hinblick auf die Versorgung obdachloser Menschen mit Substanzgebrauchsstörungen.

Diskussion und Schlussfolgerung: Housing First als Schnittstelle von Wohnungslosenhilfe, Psychiatrie und Suchthilfe bietet eine besondere Chance zur Versorgung, Rehabilitation und Reintegration von obdachlosen Menschen mit psychischen Störungen und Substanzgebrauchsstörungen, die es im Fachaustausch zu heben gilt. Dieser Beitrag möchte diese Hilfesegmente dazu in den Dialog bringen.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.



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Article published online:
19 September 2024

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