Suchttherapie 2024; 25(S 01): S18
DOI: 10.1055/s-0044-1790336
Abstracts
Symposien
S10 FOR2974: Zugrundeliegende (kognitive) Mechanismen der Verhaltensänderung und Ausführung bei spezifischen Internetnutzungsstörungen

Exekutivfunktionen und Selbstkontrolle bei Pornographie-Nutzungsstörung

Kjell Büsche
1   Allgemeine Psychologie: Kognition, Center for Behavioral Addiction Research (CeBAR), Erwin L. Hahn Institute for Magnetic Resonance Imaging, Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Deutschland
,
Lukas Mallon
2   Klinische und Experimentelle Verhaltensmedizin, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, LWL Universitätsklinik, Bochum, Deutschland
,
Kseniya Krikova
3   Klinische Psychologie, Universität Siegen, Siegen, Deutschland
,
Matthias Brand
1   Allgemeine Psychologie: Kognition, Center for Behavioral Addiction Research (CeBAR), Erwin L. Hahn Institute for Magnetic Resonance Imaging, Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Deutschland
,
Stephanie Antons
1   Allgemeine Psychologie: Kognition, Center for Behavioral Addiction Research (CeBAR), Erwin L. Hahn Institute for Magnetic Resonance Imaging, Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund und Fragestellung: Die Pornographie-Nutzungsstörung (PNS) beschreibt den suchtartigen Konsum von pornographischem Material, bedingt durch eine eingeschränkte Kontrolle über das Verhalten. Es wird angenommen, dass diese reduzierte Kontrolle mit verringerten Exekutivfunktionen zusammenhängen könnte. Ebenfalls mit kognitiver Kontrolle assoziiert sind Persönlichkeitsmerkmale wie Self-Directedness, die beschreibt inwiefern eine Person sich als verantwortlich für das eigenen Handeln sieht und dieses zielgerichtet und lösungsorientiert gestaltet. Impulsivität ist eine weitere potentielle Variable, die mit Selbstkontrolle in Zusammenhang steht. Ziel dieser Studie war es, Unterschiede in den Exekutivfunktionen und assoziierten Personenmerkmalen von Personen mit unterschiedlich ausgeprägter Pornographienutzung zu identifizieren.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Im Rahmen zweier Teilprojekte der FOR2974 wurden mit Hilfe eines auf den DSM-5-Kriterien für Computerspielstörung basierten diagnostischen Interviews 111 männliche Probanden anhand ihrer PNS Symptomatik in drei Gruppen mit pathologischer (n=27), riskanter (n=30) und nicht-problematischer (n=54) Pornographienutzung eingeteilt. Der Modified Card Sorting Test (MCST) und die Stroop-Task wurden genutzt, um Exekutivfunktionen zu erheben. Zusätzlich wurden Symptomschwere, Self-Directedness und Impulsivität mit Hilfe von Fragebögen erhoben.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Probanden mit PNS zeigten im Vergleich zu nicht-problematischen Nutzern eine höhere Fehlerrate im Stroop-Task, aber nicht im MCST. Probanden mit riskanter Pornographienutzung unterschieden sich in keiner der beiden Aufgaben von den anderen Gruppen. Auf Persönlichkeitsebene fanden sich keine Gruppenunterschiede in der Self-Directedness oder der Impulsivität, allerdings fanden sich korrelative Zusammenhänge zwischen Self-Directedness und PNS-Symptomatik.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse legen nahe, dass eine höhere Symptomschwere einer PNS mit einer verminderten Inhibitionsfähigkeit assoziiert ist. Der erwartete Unterschied in weiteren Exekutivfunktionen bei PNS fand sich hingegen nicht. Ein Erklärungsansatz könnte sein, dass die Exekutivfunktionen spezifisch bei Konfrontation mit sexuellen Stimuli eingeschränkt sein könnte, nicht aber im Allgemeinen. Die Ergebnisse weisen auch auf einen möglichen Zusammenhang von Self-Directedness mit PNS hin, der in zukünftigen Studien weiter untersucht werden sollte.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten. Erklärung zur Finanzierung: Die Studie wurde im Rahmen der Forschungsgruppe ACSID, FOR2974, durchgeführt, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird – 411232260.



Publication History

Article published online:
19 September 2024

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