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DOI: 10.1055/s-0044-1790337
Die mediierende Rolle von Copingstrategien auf die Beziehung zwischen Persönlichkeitsfaktoren und Symptomen der Computerspielstörung
Hintergrund und Fragestellung: Bei der Entwicklung einer Computerspielstörung erleben Betroffene eine reduzierte Kontrolle über die Nutzung von Computerspielen und die Nutzung gewinnt eine immer größere Priorität im Leben. Dies kann dazu führen, dass das Verhalten fortgeführt wird trotz negativer Konsequenzen. Eine häufige Nutzungsmotivation ist der Umgang mit Alltagsstress, während alternative Bewältigungsstrategien (Coping) in den Hintergrund rücken. In diesem Beitrag wird der angenommene mediierende Effekt von Coping auf den Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Symptomen einer Computerspielstörung untersucht. Ausgegangen wird von einem positiven Effekt negativer Emotionalität auf die Symptomschwere einer Computerspielstörung, sowie von einem negativen Effekt der Gewissenhaftigkeit und Selbstlenkungsfähigkeit. Wir vermuten hierbei eine mediierende Wirkung von emotions-fokussiertem Coping, sowie eine negativ mediierende Wirkung von vermeidendem Coping bei ausgeprägter negativer Emotionalität.
Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: In diesem Vortrag werden Ergebnisse der multizentrischen Forschungsgruppe FOR2974 vorgestellt. Es werden die Daten aus vier Teilprojekten der FOR2974 ausgewertet, welche die Computerspielstörung untersuchten (N=352). Die Symptomschwere wurde mit einem strukturierten klinischen Interview bestimmt, welches die DSM-5 Kriterien für Computerspielstörung erfasst. Durch verschiedene Fragebögen wurden Persönlichkeitsmerkmale des Fünf-Faktoren-Modells (Extraversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, negative Emotionalität und Offenheit) sowie Selbstlenkungsfähigkeit und Copingstrategien (problem-fokussiertes, emotions-fokussiertes und vermeidendes Coping) ermittelt.
Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Die Analysen zeigten unabhängig von Copingstrategien einen positiven Zusammenhang zwischen ausgeprägter Selbstlenkungsfähigkeit und der Symptomschwere einer Computerspielstörung. Zusätzlich mediiert problem-fokussiertes Coping einen negativen Effekt zwischen Extraversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, Offenheit und Symptomen einer Computerspielstörung. Emotions-fokussiertes Coping mediiert hingegen einen positiven Effekt für Verträglichkeit und Offenheit. Vermeidendes Coping nimmt keine mediierende Rolle ein.
Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse deuten an, dass Personen mit hoher Extraversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Offenheit mehr problem-fokussiertes Coping nutzen, was zu einer reduzierten Ausprägung der Computerspielstörung beiträgt, während emotions-fokussiertes Coping einen gegenteiligen Effekt zu haben scheint. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutsamkeit funktionaler/dysfunktionaler Copingstrategien im Kontext der Entwicklung/ Ausprägung einer Computerspielstörung. Die Vermittlung funktionaler Copingstrategien ist im Kontext von Prävention und Frühintervention relevant.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten. Erklärung zur Finanzierung: Die Studie wurde im Rahmen der Forschungsgruppe ACSID, FOR2974, durchgeführt, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird – 411232260.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
19. September 2024
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