Suchttherapie 2024; 25(S 01): S19
DOI: 10.1055/s-0044-1790338
Abstracts
Symposien
S11 Herausforderungen in der Entwicklung und Implementierung digitaler Lösungen für Suchtprobleme

Suchthilfe digital – Potentiale, Probleme und Perspektiven. Ergebnisse einer aktuellen Literaturanalyse.

Martin Schmid
1   Fachbereich Sozialwissenschaften, Hochschule Koblenz, Koblenz, Deutschland
,
Vogt Irmgard
2   Fb4, Frankfurt University of Applied Sciences, Frankfurt am Main, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund und Fragestellung: Seit der Coronapandemie wird in den Einrichtungen der Sucht- und Drogenhilfe intensiv darüber nachgedacht, welche Potentiale die Digitalisierung für die Zukunft der Suchtberatung und allgemein für das Suchthilfesystems haben könnte. Eine digitale Klientendokumentation gibt es in den meisten Beratungsstellen schon lange. Während der Pandemie wurde in vielen Einrichtungen der Kontakt zu Klientinnen und Klienten über digitale Medien gehalten und es wurden vermehrt Onlineberatungen durchgeführt. 2022 startete mit dem DigiSucht-Modellprojekt eine trägerübergreifende digitale Plattform für digitale Suchtberatung. Und seit ChatGPT es auch Laien ermöglicht, mit einem KI-basierten Chatbot zu kommunizieren, wird in der Suchthilfe verstärkt über die Nutzung von KI-unterstützen Systemen nachgedacht. Gleichzeitig häufen sich aber auch die Warnungen etwa vor den Diskriminierungs- und Stigmatisierungsrisiken, die mit KI und entsprechenden Algorithmen verbunden sind.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Vor diesem Hintergrund wurde eine narrative Literaturanalyse zu Potentialen und Risiken der Digitalisierung der Suchtberatung und allgemein der Suchthilfe durchgeführt. Dazu wurden deutsche und englischsprachige Fachzeitschriften und sonstige Veröffentlichungen aus Suchtforschung, Suchttherapie und Suchthilfe, aber auch entsprechende Publikationen aus angrenzenden Bereichen wie der Sozialen Arbeit und der Psychotherapie einbezogen. Für die weitere Bearbeitung wurden u.a. Veröffentlichungen berücksichtigt, die sich mit folgenden Fragen auseinandergesetzt haben: Wie stellen sich Beziehungen im digitalen Raum her? Gibt es Unterschiede zu realen Begegnungen und sind diese wichtig für die Beratung/Behandlung? Welche Menschen erreichen Institutionen der Suchthilfe mit ihren digitalen Angeboten?

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Vorgestellt werden die Ergebnisse der Literaturanalyse mit Bezug auf die hier kurz skizzierten Fragestellungen.

Diskussion und Schlussfolgerung: Da davon auszugehen ist, dass die Digitalisierung weiter fortschreiten wird, sind alle Fragen dazu, ob und wie sich im digitalen Raum Beziehungen herstellen lassen und welche Klientel man mit diesen Techniken erreicht, von zentraler Bedeutung. Zu diskutieren sind in diesem Zusammenhang auch Fragen danach, ob es zu Differenzierungen zwischen analogen und digitalen Kontakten kommt.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.



Publication History

Article published online:
19 September 2024

© 2024. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany