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DOI: 10.1055/s-0044-1790345
Cue-Reactivity bei spezifischen Internetnutzungsstörungen
Hintergrund und Fragestellung: Cue-Reactivity wird als zentraler Mechanismus der Entwicklung von suchtartigen Störungen beschrieben. Die Reaktion auf suchtassoziierte Reize wurde bereits im Kontext verschiedener spezifischer Internetnutzungsstörungen untersucht. Bisherige Studien nutzten hauptsächlich explizite Onlineinhalte als Reize. Es ist jedoch anzunehmen, dass sich die Cue-Reactivity im Verlauf der Störungsentwicklung von proximalen auch auf distale Reize ausweitet, wie etwa internetfähige Endgeräte oder Startseiten von Applikationen. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Cue-Reactivity auf distale Reize bei Personen mit nicht-problematischer, riskanter und pathologischer Nutzung spezifischer Internetapplikationen zu untersuchen.
Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Innerhalb der multizentrischen Forschungsgruppe FOR2974 wurden 284 Personen mit nicht-problematischer, 199 mit riskanter und 134 mit pathologischer Internetnutzung anhand klinischer Interviews für spezifische Internetnutzungsstörungen klassifiziert. In einem Cue-Reactivity-Paradigma wurden distale Bildreize spezifischer Onlineaktivitäten hinsichtlich der Erregung, Valenz sowie des Verlangens, die gezeigte Aktivität auszuführen, bewertet. Es wurden abwechselnd zwei Blöcke mit distalen Bildern der spezifischen suchtrelevanten Aktivität (Target-Aktivität) sowie zwei Blöcke einer alternativen Internetaktivität (non-Target-Aktivität) präsentiert. Das Verlangen, die Taget-Aktivität auszuführen, wurde außerdem vor und nach jedem Block mittels visueller Analogskala sowie vor und nach dem Cue-Reactivity-Paradigma mit der Craving Assessment Scale for Behavioral Addictions (CASBA) erhoben.
Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Personen mit pathologischer Nutzung zeigen eine höhere Erregung und ein höheres Verlangen bei der Präsentation von Reizen der Target-Aktivität im Vergleich zu Personen mit nicht-problematischer und riskanter Nutzung. Personen mit pathologischer und riskanter Nutzung nehmen die Reize der Target-Aktivität positiver war im Vergleich zu Personen mit nicht-problematischer Nutzung. Ein Anstieg des Cravings gemessen mit der CASBA ist lediglich in der Gruppe mit pathologischer Nutzung zu finden.
Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass bereits Personen mit einer riskanten Nutzung spezifischer Internetapplikationen Anzeichen der Cue-Reactivity aufweisen. Personen mit pathologischer Nutzung zeigen besonders ausgeprägte Reaktionen. Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund theoretischer Modelle diskutiert und die Rolle distaler Reize in der Störungsentwicklung beleuchtet.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Die Studie wurde im Rahmen der Forschungsgruppe ACSID, FOR2974, durchgeführt, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird – 411232260.
Publication History
Article published online:
19 September 2024
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Georg Thieme Verlag KG
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