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DOI: 10.1055/s-0044-1790352
Gesellschaftliche Herausforderungen an die Weiterbildung für Suchttherapeutinnen und -therapeuten. Beispiel: Geschlechtliche Vielfalt in der Suchtausbildung
Hintergrund und Fragestellung: Geschlechtliche Differenzierung spielt für die Suchtarbeit eine wesentliche Rolle und seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes von 2017 zur „dritten Option“ ist Geschlecht nicht mehr nur binär verstehbar. Geschlechtsdiverse Menschen haben nur beschränkt Zugang zu Angeboten der Suchthilfe, sie gelten als „schwer erreichbar“. Für die eingeschränkte Erreichbarkeit sind beeinträchtigende Faktoren auf Seiten der Suchthilfe, sozial-strukturelle Hindernisse sowie Unzulänglichkeiten der jeweiligen Settings verantwortlich. Transgeschlechtliche Menschen werden im Hilfesystem regelhaft mit starren Wertvorstellungen von Geschlecht konfrontiert, die sich an binären Biologismen orientieren. Diese werden von den Genitalien abgeleitet, die gleichsam eine eindeutige geschlechtliche Identifizierung erzeugen, entweder weiblich oder männlich. Menschen werden damit von der Geburt an identifiziert und lebenslang unterscheidbar angesprochen. Diese binäre Klassifizierung als Mann oder Frau erscheint als natürlich und indiskutabel. Deshalb müssen trans Menschen gegenwärtigen, dass ihre geschlechtlichen Wahrnehmungen grundsätzlich in Frage gestellt und negiert werden.
Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: In diesem Symposiumsteil geht es interaktiv darum folgende Fragestellungen zu eruieren: Welches Geschlecht zählt? Wie wird Zugehörigkeit definiert? Welche Körper haben Schutz verdient? Wer ist sichtbar? Wen sehen wir nicht?
Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Geschlecht ist ein mehrdimensionaler Raum, dessen Dimensionen wir heute noch nicht alle kennen. Wir wissen, das genetische, anatomische, hormonelle, Umwelt und psychologische Faktoren das Geschlecht beeinflussen und zwar durch gemeinsame Existenz oder durch Interaktion. Deshalb sollten wir behutsam sein mit dem Geschlecht anderer Menschen, mit dem, was wir meinen, was sie sind und zu sein haben, mit unseren Vorstellungen zu Körpern, mit dem Wunsch nach Schutz.
Diskussion und Schlussfolgerung: Ziel der Darstellung ist es den Symposiumsteilnehmer*innen eine Orientierung zu geben was Geschlecht evolutionsbiologisch ist. Welche Modelle zu Geschlecht Anwendung finden können, welche Erfahrungen und Zahlen sich aus fünf Jahren Suchtberatung ergeben.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Publication History
Article published online:
19 September 2024
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Georg Thieme Verlag KG
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