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DOI: 10.1055/s-0044-1790354
Zehn Jahre Naloxon-Training in Norwegen
Hintergrund und Fragestellung: Norwegen hat relativ stabile Raten von Überdosisopfern mit im Schnitt 280 Todesfällen jährlich. Das Gesundheitsministerium hat 2014 eine spezifische Strategie zur Überdosisbekämpfung entwickelt. Diese beinhaltet u.a. die Bereitstellung von Naloxon Nasenspray als präventive Maßnahme für Menschen die Drogen injizieren.
Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Naloxon Nasenspray wird als Projektmedizin seit Juli 2014 bereitgestellt. Die Hauptzielgruppe sind Menschen die Drogen injizieren, häufig außerhalb von Opioidsubstitution oder anderen Behandlungsformen stehen, und niedrigschwellige Suchthilfe beanspruchen. Von diesen Einrichtungen aus wurde zunächst allen Interessenten in Oslo und Bergen ein Gespräch über Maßnahmen im Falle einer Überdosis angeboten. Durch dieses Gespräch ergibt sich die Möglichkeit Daten über Risikoverhalten zu erheben, und am Ende wird Naloxon Nasenspray gratis ausgegeben. Ein wichtiges Merkmal der vereinfachten Naloxon Vergabe ist, dass das Nasenspray ohne Rezept ausgegeben wird. Das Projekt wird maßgeblich von einem Interessenverband für Menschen mit Drogenabhängigkeit unterstützt.
Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Die Vergabe von Naloxon Nasenspray an Menschen die Drogen injizieren wurde von Anfang an begrüßt. Das Netzwerk zur Verteilung wurde schnell von Oslo und Bergen in andere Regionen des Landes ausgeweitet. Unser Projektspray ohne Zulassung konnte ab 2018 durch regulär zugelassene Nasensprays ersetzt werden. Die erste Strategieperiode wurde verlängert, und jetzt ist Naloxon landesweit erhältlich. Es werden jährlich ungefähr 5000 Nasensprays ausgegeben, gratis und rezeptfrei. Die Vergabe ist auch in Gefängnissen möglich, und die Polizei ist mit Naloxon ausgerüstet. Obwohl die Anzahl der Überdosistoten insgesamt weiterhin hoch ist (2022 waren es 321 Todesfälle), scheinen tödliche Überdosen die von Heroin verursacht wurden rückläufig zu sein (21% für 2022 im Vergleich zu 35% für 2015).
Diskussion und Schlussfolgerung: Das Naloxon-Trainings Programm wurde durch eine Kooperation von Universität, Interessengruppen, Pharmaindustrie und Gesundheitsministerium etabliert. Der Erfolg des Projekts begründet sich durch Engagement von Interessengruppen, politischer Unterstützung, Koordination der Universität und durch das Interesse der Menschen die Drogen injizieren und häufig bei Überdosen zugegen sind.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten. Erklärung zur Finanzierung: Die Studie wird vom "Norwegian Directorate of Health" finanziert.
Publication History
Article published online:
19 September 2024
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Georg Thieme Verlag KG
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