Suchttherapie 2024; 25(S 01): S26-S27
DOI: 10.1055/s-0044-1790357
Abstracts
Symposien
S16 Evaluation des Cannabisgesetzes: Baselinedaten und Forschungsausblick

Wie verbreitet war der Cannabiskonsum vor der Legalisierung? Ergebnisse der Drogenaffinitätsstudie 2023 zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland

Boris Orth
1   Ref. Q 3 – Evaluation, Methoden, Forschungsdaten, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln, Deutschland
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Hintergrund und Fragestellung: Jugendliche und junge Erwachsene sind besonders vulnerabel für negative Folgen des Cannabiskonsums. Deshalb ist es eine wichtige Frage, ob und wie sich der Cannabiskonsum in diesen Altersgruppen in Folge des Cannabisgesetzes (CanG) ändern wird. Ein Ausgangspunkt, dies zu bewerten, sind die Drogenaffinitätsstudien, mit denen die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) seit 1973 regelmäßig die Verbreitung des Cannabiskonsums unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland untersucht. Die jüngste Studie wurde im Jahr 2023 durchgeführt, knapp ein Jahr vor Legalisierung des Konsums von Cannabis durch Erwachsene.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Für die Drogenaffinitätsstudie 2023 wurde eine zufällig ausgewählte, für Deutschland repräsentative Stichprobe von 7.001 Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 12 bis 25 Jahren computergestützt telefonisch befragt (CATI). Aufbauend auf früheren Befragungen wurden Trendverläufe der Konsumprävalenzen, der Bereitschaft Cannabis zu probieren und anderer Indikatoren berechnet. 2023 kam erstmals der Cannabis Abuse Screenig Test (CAST) zum Einsatz, ein Screeninginstrument für cannabisbezogene Probleme.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Die 12-Monats-Prävalenz des Cannabiskonsums lag im Zeitraum von 2008 bis 2023 bei männlichen 12- bis 17-jährigen Jugendlichen in einem Bereich von sechs bis elf und bei weiblichen 12- bis 17-jährigen Jugendlichen in einem Bereich von drei bis sieben Prozent. Bei 18- bis 25-jährigen jungen Männern (2008: 14,8%; 2023: 26,9%) und Frauen (2008: 8,3%; 2023: 19,4%) stieg sie in diesem Zeitraum deutlich an. Von einem problematischen Cannabiskonsum war laut CAST bei 5,7% der Jugendlichen und 13,6% der jungen Erwachsenen, die in den letzten zwölf Monaten Cannabis konsumiert hatten, auszugehen.

Diskussion und Schlussfolgerung: Neben Konsumprävalenzen liefert die Drogenaffinitätsstudie Baseline-Daten zu Probierbereitschaft, Cannabisangebot, Alter des ersten Konsums, Konsumformen, Konsumgründen, subjektiver Informiertheit, Konsum im Freundeskreis oder cannabisbezogenen Problemen. Das eröffnet die Möglichkeit, durch zukünftig wiederholte Studiendurchführungen, Auswirkungen der Legalisierung auf verschiedene Aspekte des Cannabiskonsums Jugendlicher und junger Erwachsener zu evaluieren.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.



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Article published online:
19 September 2024

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