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DOI: 10.1055/s-0044-1790358
Wer nutzt Cannabis? Eine Analyse erwachsener Konsumierender und deren Veränderungen seit 1995
Hintergrund und Fragestellung: Die Verabschiedung des Cannabisgesetzes in Deutschland am 1. April 2024 markierte einen Wendepunkt in der nationalen Drogenpolitik. Das neue Gesetz legalisiert den privaten und gemeinschaftlichen Anbau sowie den Besitz von Cannabis. Diese Änderungen beeinflussen die Konsummuster und -Gewohnheiten, wodurch die Überwachung und Beschreibung der Konsumierenden sowie potenzielle psychische Folgen an Bedeutung gewinnen.
Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Die Studie verwendet Daten aus zehn repräsentativen Erhebungen des Epidemiologischen Suchtsurveys (ESA) von 1995 bis 2021. Diese Umfragen wurden mit erwachsenen Personen im Alter von 18 bis 59 Jahren (1995-2003) bzw. 18 bis 64 Jahren (2006-2021) in der deutschen Wohnbevölkerung durchgeführt. Die Datenerhebungen erfolgten schriftlich, internetbasiert oder telefonisch und basierten auf einer mehrstufigen Zufallsstichprobe. Zur Sicherstellung der Repräsentativität wurden Regressionsgewichtungen angewendet, um bestimmte Merkmale der Grundgesamtheit anzupassen. Soziodemografische Merkmale wie Alter, Geschlecht, Bildung und Einkommensstatus werden für jede Erhebungswelle dargestellt und mittels Regressionen statistisch signifikante Veränderungen im Laufe der Zeit berechnet. Die psychische Gesundheit wurde anhand eines modifizierten DIA-X-Stamm-Screening-Fragebogens (DIA-X-SSQ) bewertet, der vom Composite International Diagnostic Interview (CIDI) der WHO abgeleitet wurde.
Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Demographische Merkmale und deren zeitliche Veränderung unter Konsumierenden werden vorgestellt. Vorläufige Ergebnisse deuten darauf hin, dass seit 1995 ein Anstieg des Cannabiskonsums bei Frauen von 25,9% auf 37,6% beobachtet werden konnte. Des Weiteren konnte über die Jahre ein Anstieg des Durchschnittsalters der Konsumierenden beobachtet werden (von 25,9 Jahren auf 31,4 Jahre). Zusätzlich legen die Ergebnisse nahe, dass über alle Jahre ein Zusammenhang zwischen den Kernsymptomen verschiedener psychischer Störungen und dem Cannabiskonsum besteht. Die Stärke und Richtung dieser Zusammenhänge variieren je nach Art der psychischen Störung (OR= 0,73 bis 2,81).
Diskussion und Schlussfolgerung: Die Erfassung von soziodemografischen Merkmalen und die Analyse der Beziehung zwischen Cannabiskonsum und psychischen Symptomen bieten wertvolle Einblicke in die Charakterisierung der Konsumenten vor der Legalisierung. Diese Beschreibung ist eine solide Grundlage für die Entwicklung gezielter Präventionsmaßnahmen.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten. Erklärung zur Finanzierung: Der Epidemiologische Suchtsurvey wurde aus Mitteln des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) gefördert (AZ: ZMVI1-2520DSM203). Mit der Finanzierung sind keine Auflagen verbunden.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
19. September 2024
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