Suchttherapie 2024; 25(S 01): S30-S31
DOI: 10.1055/s-0044-1790367
Abstracts
Symposien
S18 Cannabiskonsum und -missbrauch bei Kindern und Jugendlichen

Cannabiskonsum und Komorbidität: Daten aus einer kinder- und jugendpsychiatrischen Suchtambulanz

Sören Kuitunen-Paul
1   Professur für Klinische Psychologie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters Technische Universität Chemnitz, Technische Universität Chemnitz, Chemnitz, Deutschland
,
Melina Wiedmann
2   Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Spezialambulanz für Suchterkrankungen im Kindes- und Jugendalter Klinik und Poliklinik für Kinder-und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, Dresden, Deutschland
,
Lukas Basedow
3   Fachbereich Psychologie – AG Klinische Psychologie und Psychotherapie, Philipps-Universität Marburg, Marburg, Deutschland
,
Yulia Golub
4   Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Oldenburg, Deutschland
› Institutsangaben
 

Hintergrund und Fragestellung: Wir untersuchten eine Stichprobe von Jugendlichen mit chronischem Cannabiskonsum (CCU), die sich in der Behandlung in Spezialambulanz für Suchterkrankungen im Jugendalter befanden. Dabei wurden neben der Prävalenz von Suchtstörungen und anderen psychischen Störungen auch Veränderungen in kognitiven Leistungen sowie die zugrundeliegenden molekularen und epigenetischen Prozesse betrachtet.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Wir haben psychiatrische Interviews und eine Batterie von psychometrischen Instrumenten verwendet, um die Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsleistungen und die Inhibitionsfähigkeit zu testen. Zusätzlich wurden Blutproben entnommen und auf die Methylierung von etwa 850.000 CG-Dinukleotiden (CpG-Sites) in peripheren Vollblutproben untersucht.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Jugendliche mit CCU weisen mit wenigen Ausnahmen begleitende psychische Störungen auf, insbesondere häufig Störungen des Sozialverhaltens, hyperkinetische Störungen und depressive Störungen. Im Vergleich zu Jugendlichen ohne Cannabiskonsum zeigen Jugendliche mit CCU Einschränkungen in der verbalen Merkfähigkeit, selbst wenn sie über mind. 2 Wochen abstinent waren. Dabei konnten wir k= 5 CpGs identifizieren, die einen Mediationseffekt zwischen chronischem Cannabiskonsum und den Einschränkungen in der Merkfähigkeit aufweisen. Zudem zeigte die Patientengruppe mit chronischem Cannabiskonsum Hinweise auf immunologische Auffälligkeiten, sowohl in der Expression von B-Lymphozyten und Makrophagen als auch in der Methylierung von diesbezüglich assoziierten Genen.

Diskussion und Schlussfolgerung: Bei der Behandlung von Jugendlichen mit chronischem Cannabiskonsum sollten begleitende psychische Störungen, insbesondere ADHS und Depressionen, berücksichtigt werden. Darüber hinaus deuten sowohl Gedächtnisleistungen als auch der Immunstatus darauf hin, dass sie langfristig durch CCU beeinflusst werden. Methylierungsveränderungen zeigen sich als ein möglicher Mechanismus. Limitationen: Es ist zu beachten, dass die Analysen auf Querschnittsdaten basieren, weshalb keine kausalen Interpretationen vorgenommen werden können.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten. Erklärung zur Finanzierung: Diese Arbeit wurde zum Teil vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus und der Roland Ernst-Stiftung finanziert



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
19. September 2024

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