Suchttherapie 2024; 25(S 01): S31-S32
DOI: 10.1055/s-0044-1790369
Abstracts
Symposien
S19 Bedürfnisse von Menschen der „Drogenszene“ und kritische Reflexion deren Adressierung in der Suchthilfe

Fehler und Fallstricke in der Suchttherapie

Oliver Bilke-Hentsch
1   KJPD, Luzerner Psychiatrie, Luzern, Schweiz
› Institutsangaben
 

Hintergrund und Fragestellung: Diagnose und Therapie von Suchterkrankungen im Jugend- wie im Erwachsenen- und auch im hohen Alter sind anspruchsvoll, da sowohl die Krankheitssymptome, als auch die dazu gehörigen psychosozialen Rahmenbedingungen, die Co-Morbidität, die gesellschaftliche Grundhaltung zu Substanzen und Verhaltensweisen und auch Verfügbarkeit und Preis berücksichtigt werden müssen. In einem derart komplexen Feld gibt es die Gefahr, dass vereinfachende Vorannahmen, mangelnde fachliche Kenntnisse oder auch eine oberflächliche Beziehung zum Patienten dazu führen, dass Probleme unterschätzt oder überschätzt werden.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: In einem klinischen Konsens erfahrener Diagnostiker und TherapeutInnen ergibt sich ein Bild diverser Fehlerquellen, je nach Akuität und Chronizität, Alter, Kenntnis der TherapeutInnen (zB über neue Suchtformen) und individuellen Verzerrungen im Sinne eines bias.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Grundsätzlich kann man zwischen Überbewertungen von Symptomen und Verhaltensweisen und Unterbewertungen sowie schlichter fachlicher Unkenntnis (z. B. der Toxikologie oder einer Motivationsdynamik in einem Video-Spiel) unterscheiden. Es gibt Fort- und Weiterbildungsthemen, die durch die Nutzung von Fachliteratur oder Veranstaltungen ausgeglichen werden können. Problematischer sind Fragestellungen, die von eigenen Vorannahmen, wie beispielsweise der Gefährlichkeit oder der Ungefährlichkeit einer Substanz, der ungenauen Einschätzung von Substanzwirkungen oder der Überbewertung von Resilienzfaktoren und Ressourcen beruhen.

Diskussion und Schlussfolgerung: Zusammenfassend kann man sagen, dass viele Fehler und Fallstricke darin beruhen, dass es ein «zu viel» oder ein «zu wenig» gibt an Kenntnissen, an diagnostischen Verfahren, bzw. an Exploration des Patienten. Diese Problematik passt zum klinischen Bild von Suchterkrankungen, bei denen es meist um das entsprechende Mass und eine gute Einschätzung der eigenen Fähigkeiten geht.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
19. September 2024

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