Suchttherapie 2024; 25(S 01): S32
DOI: 10.1055/s-0044-1790370
Abstracts
Symposien
S19 Bedürfnisse von Menschen der „Drogenszene“ und kritische Reflexion deren Adressierung in der Suchthilfe

Drogenszene als Risikoumfeld: Kartierung und Autofotographie der Angsträume von Drogenkonsumenten in Köln

Daniel Deimel
1   Fakultät für Sozialwissenschaften, TH Nürnberg, Nürnberg, Deutschland
,
Bo Tackenberg
2   Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit Räumliche Kontexte von Risiko und Sicherheit, Universität Wuppertal, Wuppertal, Deutschland
,
Tim Lukas
2   Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit Räumliche Kontexte von Risiko und Sicherheit, Universität Wuppertal, Wuppertal, Deutschland
› Institutsangaben
 

Hintergrund und Fragestellung: Offene Drogenszenen stellen ein Risikoumfeld (Rhodes 2002) für die Konsument*innen dar, da mit ihnen eine Vielzahl von drogenbedingten Schäden assoziiert werden. Zudem werden sie aus der Perspektive der Mehrheitsgesellschaft als Angsträume diskutiert. Typischerweise handelt es sich bei solchen Räumen um öffentliche Bereiche, die nicht unbedingt durch ein hohes Maß an registrierter Kriminalität, sondern durch die Wahrnehmung kriminalitätsbedingter Unsicherheiten gekennzeichnet sind. Es ist dabei unklar, wie sich dabei der öffentliche Raum als Risikoumfeld aus Sicht der Drogenkonsument*innen darstellt.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Mithilfe eines Autofotografie-Ansatzes und narrativer Interviewdaten präsentiert unsere Forschung Bilder als Darstellungen von Sicherheitsbedrohungen im Risikoumfeld der Drogenszene am Kölner Neumarkt. Diese qualitative Daten wurden mit Daten einer umfassenden Kartierung der Drogenszene am Kölner Neumarkt in Verbindung gebracht.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Bilder und Interviewdaten unserer Forschung zeigen, dass die Angsträume von Drogenkonsumenten einerseits und der Mainstream-Gesellschaft andererseits räumlich kongruent sind – Menschen, die Drogen konsumieren, erleben tatsächlich Gewalt, während sie von der Mainstream-Gesellschaft antizipiert wird. Darüber hinaus zeigt das Datenmaterial weitere Unsicherheitsquellen auf, die aus erfahrener Stigmatisierung durch die Mehrheitsgesellschaft und Verdrängungspraktiken von Polizeikräften und kommunalen Ordnungskräften resultieren – verbunden mit einem erhöhten Risiko für Infektionskrankheiten und (tödliche) Überdosierungen.

Diskussion und Schlussfolgerung: Es bedarf „sichere“ Räume (z.B. Drogenkonsumräume, Tagesruhestätten etc.) für drogenkonsumierende Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt auf der Straße haben. Eine Verdrängung dieser Personengruppen führt zu einer Verstärkung der Problemlagen.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten. Erklärung zur Finanzierung: Die Studie wurde aus Eigenmittel der Hochschulen finanziert.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
19. September 2024

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