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DOI: 10.1055/s-0044-1790377
Von Überzeugungen zu Verhalten: Untersuchung zu erlaubniserteilenden Gedanken bei der Computerspielstörung
Hintergrund und Fragestellung: Exzessives Videospielen kann durch eine verminderte Kontrolle über die Nutzung entstehen, die mit der Entwicklung einer Computerspielstörung (CSS) einhergeht. Erlaubniserteilende Gedanken könnten an der Entstehung der geminderten Kontrolle beteiligt sein, indem sie Rechtfertigungen und „gute Gründe“ für das Computerspielen liefern. Allerdings ist die Studienlage zum Einfluss von erlaubniserteilenden Gedanken bei Verhaltenssüchten begrenzt. In diesem Beitrag wird der Fragestellung nachgegangen, inwieweit erlaubniserteilende Gedanken im Zusammenhang mit Symptomen einer CSS stehen und gegebenenfalls in theoretische Modelle der CSS, wie dem Interaction of Person-Affect-Cognition-Execution (I-PACE) Modell, inkludiert werden sollten.
Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: In einer Online-Studie wurden anhand von Fragebögen verschiedene Konstrukte wie gamingspezifische Internetnutzungserwartungen, Craving, erlaubniserteilende Gedanken und die Symptomschwere der CSS bei N=307 Gamer*innen erfragt (M=27.46; SD=6.05; w=141, m=165, nb=1 ). Es wurde eine serielle Mediation des Zusammenhangs zwischen erlaubniserteilenden Gedanken und der Tendenz zu einer CSS durch Craving und Internetnutzungserwartungen untersucht. Außerdem wurde geprüft, ob der Zusammenhang von Nutzungserwartungen und erlaubniserteilenden Gedanken durch Craving mediiert wird. Zusätzlich wurde eine Mediation des Zusammenhangs zwischen Nutzungserwartungen und der Symptomschwere einer CSS durch erlaubniserteilende Gedanken untersucht.
Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Der Zusammenhang zwischen Internetnutzungserwartungen und erlaubniserteilenden Gedanken wird von Craving mediiert. Darüber hinaus haben erlaubniserteilenden Gedanken einen mediierenden Effekt auf den Zusammenhang zwischen positiv bekräftigenden Internetnutzungserwartungen und der Symptomschwere einer CSS. Es konnte keine serielle Mediation des Zusammenhangs zwischen Internetnutzungserwartungen und der Symptomschwere einer CSS durch Craving und erlaubniserteilenden Gedanken festgestellt werden.
Diskussion und Schlussfolgerung: Erlaubniserteilenden Gedanken zeigen einen Zusammenhang mit Symptomen einer CSS . Die Interaktion mit Craving und Nutzungserwartungen deutet darauf hin, dass erlaubniserteilende Gedanken als Bindeglied zwischen verschiedenen, relevanten Konstrukten des I-PACE Modells aufgefasst werden könnten. Es muss dabei zukünftig eruiert werden, unter welchen Umständen sich erlaubniserteilende Gedanken auf die Entscheidungsfindung im Computerspielkontext auswirken. Außerdem ist es wichtig, die Entwicklungen und Auswirkungen von erlaubniserteilenden Gedanken mit einer klinischen Stichprobe zu untersuchen.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Publication History
Article published online:
19 September 2024
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Georg Thieme Verlag KG
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