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DOI: 10.1055/s-0044-1790378
Ambulatory Assessment Methoden zur Erfassung psychologischer Mechanismen von Verhaltenssüchten: Ein systematisches Review
Hintergrund und Fragestellung: Verhaltenssüchte (z.B. Glücksspielstörung, Pornographie-Nutzungsstörung oder Computerspielstörung) resultieren aus einer komplexen Interaktion prädisponierender Faktoren und psychologischer Mechanismen (z.B. Craving). Diese Mechanismen wurden bisher vorrangig in Labor- oder Onlinestudien mit Fragebögen oder experimentellen Paradigmen untersucht. Um die ökologische Validität von Evidenzen zu maximieren, eignen sich Ambulatory Assessment (AMBA)-Studien, die in der natürlichen Umgebung von Proband*innen durchgeführt werden. Ziel dieses prä-registrierten systematischen Reviews ist es, einen Überblick über die psychologischen Mechanismen von Verhaltenssüchten zu geben, die mit Hilfe eines AMBAs erfasst wurden, sowie methodische Aspekte dieser Studien zusammenzufassen.
Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Eine systematische Literaturrecherche in Pubmed und Web of Science nach AMBA-Studien im Kontext von Verhaltenssüchten wurde durchgeführt. Daten zu angewandten AMBA-Methoden sowie empirische Ergebnisse hinsichtlich psychologischer Mechanismen von Verhaltenssüchten wurden extrahiert.
Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: 39 Studien wurden in das Review inkludiert. Dabei lag der Fokus der Studien hauptsächlich auf Glücksspielstörung, Soziale-Netzwerke-Nutzungsstörung, problematischer Smartphone-Nutzung und Kauf-Shoppingstörung. In fast allen Studien (n= 34) wurde das AMBA digital und durchschnittlich über ca. vier Wochen durchgeführt (M= 28,44 Tage). Affekt und Stimmung wurden am häufigsten erhoben, gefolgt von Craving. Letzteres war vermehrt mit dem Auftreten des problematischen Verhaltens im Alltag assoziiert.
Diskussion und Schlussfolgerung: Studiendesign, die Art des Assessments sowie die Qualität der Studienbeschreibung variierten deutlich. Im Bereich der Computerspielstörung und Pornographie-Nutzungsstörung fanden sich fast keine AMBA-Studien. Hinsichtlich der zugrunde liegenden Mechanismen von Verhaltenssüchten scheinen Craving und Affekt von besonderem Interesse zu sein, was ihrer zentralen Rolle innerhalb theoretischer Modelle wie dem I-PACE-Modell entspricht. Kenntnisse über die Ursachen und Wirkweisen von Verhaltenssüchten könnten durch den Transfer von Evidenzen aus Laborsettings in ökologisch valide Settings mithilfe von standardisierten AMBA-Studien erweitert werden.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten. Erklärung zur Finanzierung: Die Arbeit wurde im Rahmen des Projekts "Explaining and predicting moments of impaired control in individuals with the aim to regulate their gaming behaviour or pornography use: A multi-method study approach" durchgeführt, welches von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird – 505991343. Die Arbeit wurde im Kontext der Forschungsgruppe ACSID, FOR2974, durchgeführt, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird – 411232260.
Publication History
Article published online:
19 September 2024
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