Suchttherapie 2024; 25(S 01): S37-S38
DOI: 10.1055/s-0044-1790384
Abstracts
Symposien
S23 Diversitätsberücksichtigung in der Suchthilfe mit Fokussierung auf Migration, Kulturelle Unterschiede, Sexualitäten und geistige Beeinträchtigung

einfach.gut.beraten aktionberatung.die peers – Peers in der Schnittstelle zwischen Eingliederungs- und Suchthilfe

Johanna Schröter
1   Projektkoordination, EVIM Gemeinnützige Behindertenhilfe GmbH, Wiesbaden, Deutschland
,
Emire Maxhuni
2   Projektkoordination, Jugendberatung und Jugendhilfe e.V., Wiesbaden, Deutschland
› Institutsangaben
 

Hintergrund und Fragestellung: Frau Johanna Schröter und Frau Emire Maxhuni berichten über das am 01.02.2023 gestartete Bundesmodellprojekt einfach.gut.beraten – aktionberatung – die peers. Das Projekt wird in Kooperation zwischen dem Suchthilfeträger Jugendberatung und Jugendhilfe e.V. und dem Eingliederungshilfeträger EVIM Gemeinnützigen Behindertenhilfe GmbH gemeinsam koordiniert.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Es wurde ein Schulungskonzept entwickelt, um Menschen mit geistiger Beeinträchtigung zu befähigen, eigenständig Informationen zum Themenkomplex „Abhängigkeitserkrankung, Suchtmittel und Suchthilfesystem“ weiterzugeben. Hierfür wurden Methoden aus der Suchthilfe vereinfacht und Materialien in leichter Sprache entwickelt. An vier Modellstandorten in Deutschland (Hattersheim, Bad Kreuznach, Celle und Meckenbeuren) wurden Mitarbeitende aus Werkstätten zu Peers ausgebildet. Mit Hilfe des angeeigneten Wissens und der erlernten Methoden führen die Peers Infogruppen in ihren Einrichtungen durch. Hierbei werden sie von den Peerbegleitungen, die aus Gruppenleitung, Sozialdienst oder der Fachstelle bestehen, vor Ort unterstützt. Zudem lernen die Peers, Betroffene im Rahmen einer Beschäftigtenberatung im Suchthilfesystem zu begleiten. So sollen einerseits Schwellenängste sowie Zugangshemmnisse abgebaut werden, andererseits sollen Vorbehalte der Suchtberatung gegenüber der Arbeit mit dieser Zielgruppe abgebaut werden.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Ziel des Projektes ist eine Verbesserung des Schnittstellenmanagements zwischen Sucht- und Eingliederungshilfe für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung mit Abhängigkeitserkrankungen. Ein weiterer Effekt ist die Kompetenzerweiterung der Peers zum Experten in eigener Sache und damit einhergehend ein Ausbau des Selbstbewusstseins durch die Erfahrung der Selbstwirksamkeit.

Diskussion und Schlussfolgerung: Zur Disskussion stellen möchten wir die strukturellen Barrieren der Eingliederungshilfe und der Suchthilfe, welche es abzubauen gilt. Das Projekt hat derzeit einen präventiven Ansatz auf der Mikroebene des Werkstattkosmos und erreicht so noch nicht die breite Masse. Die Erstellung von Materialien und Handbücher für Peers und Fachkräfte machen zwar eine Ausweitung auf weitere Werkstätten möglich, schaffen jedoch noch nicht ausreichende Rahmenbedingungen, um von der Mikro- auf die Makroebene zu gelangen.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten. Erklärung zur Finanzierung: Die Förderung erfolgt durch das Bundesministerium für Gesundheit, die wissenschaftliche Begleitung wird von der Hochschule Fulda durchgeführt.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
19. September 2024

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