Suchttherapie 2024; 25(S 01): S39
DOI: 10.1055/s-0044-1790387
Abstracts
Symposien
S23 Diversitätsberücksichtigung in der Suchthilfe mit Fokussierung auf Migration, Kulturelle Unterschiede, Sexualitäten und geistige Beeinträchtigung

Sucht und Scharia: Neue Perspektiven in der psychosozialen Versorgung muslimischer Suchtbetroffenen. Das Versorgungsprojekt „Al-Mudmin“

Lukas Müller
1   Al Mudmin, Wernau, Deutschland
,
Abdulqadeer Butt
2   Al Mudmin, Osnabrück, Deutschland
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Hintergrund und Fragestellung: Muslim*innen stehen häufig vor spezifischen Herausforderungen in der psychosozialen Versorgung, die durch niedrigen sozioökonomischen Status, religionsspezifische Besonderheiten und Rassismus verschärft werden. Diese Faktoren begünstigen nicht nur die Entstehung von Suchterkrankungen, sondern erschweren auch deren Behandlung. Zudem mangelt es an epidemiologischen Daten sowie an Forschung zu religionssensiblen Ansätzen in der psychosozialen Arbeit, obwohl Religiosität eine wesentliche Ressource für gläubige Muslim*innen darstellen kann.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Das Versorgungsprojekt „Al-Mudmin“ zielt darauf ab, religions-, aber auch migrations-, kultur-, flucht-, geschlechts-, und traumasensible Methoden in die psychosoziale Versorgungsarbeit mit Muslim*innen zu integrieren. Dies umfasst die Beratung und Vermittlung sowohl online als auch persönlich, mit einem starken Fokus auf Das Projekt soll wichtige Erkenntnisse über die Geschlechterverteilung und die Gründe für die Tabuisierung von Sucht liefern. Die Rolle der Familienstrukturen im biopsychosozialen Störungsmodell der Suchterkrankungen soll weiter untersucht werden. Die Resonanz auf die Maßnahmen sollen evaluiert werden.Prävention, Entstigmatisierung und die Förderung des Bewusstseins über Suchtabhängigkeiten durch Social-Media-Kampagnen. Die Einbeziehung und Initiierung von Selbsthilfegruppen und der muslimischen Community spielt eine zentrale Rolle.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Eine initiale informelle Bedarfsanalyse offenbart deutliche Hindernisse, wie die Stigmatisierung und Tabuisierung des Themas Sucht. Trotz geringer Resonanz und vorherrschendem Schweigen zeigt sich ein großer Unterstützungsbedarf innerhalb der Community, was auf eine hohe Dunkelziffer hinweist. Vergleiche mit Strukturen in den USA, Australien und mehrheitlich muslimischen Ländern wie Saudi-Arabien wurden gezogen.

Diskussion und Schlussfolgerung: Das Projekt soll wichtige Erkenntnisse über die Geschlechterverteilung und die Gründe für die Tabuisierung von Sucht liefern. Die Rolle der Familienstrukturen im biopsychosozialen Störungsmodell der Suchterkrankungen soll weiter untersucht werden. Die Resonanz auf die Maßnahmen sollen evaluiert werden.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.

Erklärung zur Finanzierung: Das Projekt läuft bisher auf ehrenamtlicher Basis. Eine Finanzierung wird angestrebt.



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Article published online:
19 September 2024

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