Suchttherapie 2024; 25(S 01): S39
DOI: 10.1055/s-0044-1790388
Abstracts
Symposien
S24 Besondere Bedarfe bei besonderen Versorgungssituationen und mögliche Lösungen

Kurze Wege führen zum Ziel – Neue Wege, um in die Reha zu lotsen (SEMRES)

Frank Bela Schädlich
1   Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit, Hochschule Emden/Leer, Emden, Deutschland
,
Lea Jürgens
1   Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit, Hochschule Emden/Leer, Emden, Deutschland
,
Knut Tielking
1   Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit, Hochschule Emden/Leer, Emden, Deutschland
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Hintergrund und Fragestellung: Trotz vielfältiger Angebote in der suchtbezogenen Versorgungslandschaft gibt es Schwierigkeiten Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen zu erreichen. Bspw. nehmen laut Kraus et al. (2015), lediglich 1,8% der alkoholabhängigkeitserkrankten Personen eine stationäre Rehabilitationsleistung in Anspruch. Es zeigt sich, dass die Zahlen von suchterkrankten Menschen in Deutschland steigen, während gleichzeitig ein Rückgang bei der Beantragung von Rehabilitationsangeboten zu beobachten ist (DRV Bund, 2021). Eine mögliche Erklärung für diese Problematik kann u.a. die Stigmatisierung von Suchterkrankungen sein. Aufgrund dessen werden Unterstützungsangebote oft vermieden oder herausgezögert (Schomerus et al., 2017; Berger, 2022), weshalb ein hinreichender Bedarf besteht, stigmafreie und damit niedrigschwellige Wege zu etablieren. Diesen Bedarf möchte SEMRES u.a. mit den Reha-Lots*innen als Schnittstellenmanager*innen, sowie mit dem Sucht-Rehakompass (SRK), als zweitägige „Schnupper Reha“ decken.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Die Hochschule Emden/Leer ist mit der Evaluation des Modellprojektes beauftragt, welches von der Deutschen Rentenversicherung Oldenburg-Bremen durchgeführt wird. Bei dem rehapro-Projekt wird ein Mixed-Methods-Design angewendet, um zu überprüfen, ob die geplanten Innovationen und Ziele erreicht werden. Zum einen wird eine quantitative Längsschnittstudie mit Kontrollgruppe (KG) zu drei Messzeitpunkten erhoben, zum anderen werden qualitative Erhebungen wie bspw. problemzentrierte Interviews mit den Teilnehmenden des SRK durchgeführt.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Erste qualitative Ergebnisse zeigen auf, dass SEMRES Stigmatisierungsprozessen entgegenwirkt. So trägt die Teilnahme am SRK u.a. dazu bei, dass auf Seiten der Betroffenen Stigmata bzgl. einer Sucht-Rehamaßnahme und auch Selbststigmata abgebaut werden. Weitere Analyseergebnisse belegen, dass der SRK positive Auswirkungen auf die Motivation, eine Hilfeleistung in Anspruch zu nehmen, hat. Quantitative Ergebnisse, die sich auf das Schnittstellenmanagement beziehen, ergeben, dass bspw. die Zeiten zwischen Reha-Antragstellung und Bewilligung im Durchschnitt um die Hälfte verkürzt werden.

Diskussion und Schlussfolgerung: Um Menschen bedarfsgerechte Hilfeleistungen anbieten zu können, muss ein entstigmatisierender und motivierender Rahmen geschaffen werden. Das Projekt zeigt: Eine Entstigmatisierung der Erkrankung kann zur Einsicht der Behandlungsnotwendigkeit beitragen. Damit weisen die Ergebnisse darauf hin, dass die Innovationen des Projektes wirken können.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.



Publication History

Article published online:
19 September 2024

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