Suchttherapie 2024; 25(S 01): S40
DOI: 10.1055/s-0044-1790390
Abstracts
Symposien
S24 Besondere Bedarfe bei besonderen Versorgungssituationen und mögliche Lösungen

Integrative Therapie von Alkoholabhängigkeit und komplexer Traumafolgestörung – Praxis einer Schweizer Suchtfachklinik

Christian Lorenz
1   Leitung Medizinisch-Therapeutischer Bereich, Forel Klinik AG, Ellikon a.d. Thur, Schweiz
,
Luise Möller
2   Therapeutische Leitung Stationäre Versorgung, Forel Klinik AG, Ellikon a.d. Thur, Schweiz
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Hintergrund und Fragestellung: Die Prävalenz gemeinsam auftretender Substanzgebrauchs- und Traumafolgestörungen ist hoch (Driessen et al., 2008; Powers et al., 2017). Übergänge zwischen akuten, post-akuten und Erhaltungsphasen sowie zwischen verschiedenen Behandlungssettings (stationär, tagesklinisch, ambulant) stellen Risikomomente für Therapieabbrüche und Symptomverstärkungen beider Störungen dar (Back, 2010). Daneben resultiert die sukzessive einseitige Fokussierung in der Behandlung auf eine der beiden Pathologien (sequentielles Behandlungsparadigma) häufig in Zunahmen der jeweils anderen Psychopathologie (Wieland & Klein, 2018). Daher werden anstatt sequentieller vermehrt integrative Behandlungskonzepte für PatientInnen mit Suchterkrankungen und komorbider K-PTBS gefordert (Sieversen, 2022). Deren konkrete Ausgestaltungen sind bis dato wenig beschrieben und mangels good practice Bespielen in der Regel hoch individualisiert zu konzipieren.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Anhand einer Fallvorstellung schildert der Referent, wie in der schweizerischen Forel Klinik (spezialisiert auf die Therapie von Alkohol-, Medikamenten- und Tabakabhängigkeiten) eine integrative Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen und komplexer PTBS ablaufen kann. Diese beginnt bereits in der Entzugsphase durch die Teilnahme an einem psychoedukativen Gruppenangebot, begleitet durch eine traumasensitive Suchtarbeit und bei Indikation auch traumafokussierte Therapie im Einzelsetting. Das Konzept ist sowohl im ambulanten, als auch tagesklinischen und stationären Setting anwendbar. Erfassungen der störungsspezifischen Hintergründe und evaluative Verlaufsmessungen anhand von LEC-5, ACE-D, ITQ und DASS finden regelhaft statt, erste Ergebnisse werden präsentiert.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Im Referat stehen klinische Erfahrungen im Fokus, deren Generalisierbarkeit ausgehend von der Kasuistik geprüft wird; daneben werden erste psychometrisch gewonnene Daten zu Ausgängen und Verläufen präsentiert. Die bisherigen Erkenntnisse weisen darauf hin, dass sowohl die hohe Symptombelastung von PatientInnen mit Suchterkrankungen und einer K-PTBS, v.a. im Bereich der Selbstorganisation und Beziehungsgestaltung, als auch das Rückfallrisiko in den Substanzkonsum durch die traumafokussierte Gruppen- und Einzeltherapie im Kontext der übergeordneten Abhängigkeitsbehandlung reduziert werden können.

Diskussion und Schlussfolgerung: Das integrative Behandlungsangebot ermöglicht die verschränkte Behandlung der Substanzgebrauchs- und komplexen Traumafolgestörungen. Neben der Symptomreduktion wirkt sich dies günstig auf die Inanspruchnahme und Fortführung der Therapie durch die Betroffenen aus.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorin erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.



Publication History

Article published online:
19 September 2024

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