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DOI: 10.1055/s-0044-1790391
Erfahrungen und Erwartungen bei Übergängen im Rehabilitationsprozess von Menschen mit einer Alkoholabhängigkeitserkrankung
Hintergrund und Fragestellung: Trotz einer breiten Versorgungslandschaft für Menschen mit einer Alkoholabhängigkeitserkrankung gelingt der endgültige Wiedereinstieg ins Sozial- und Erwerbsleben zu wenigen. Etwa 60% erleiden in den ersten 5 Jahren nach Abstinenz einen Rückfall. Gründe dafür stellen u.a. individuelle bio-psycho-soziale Faktoren (bspw. Geschlecht, Komorbiditäten) sowie umweltbedingten Faktoren (bspw. Zugänge zu Versorgungsangeboten) dar.
Um sich dieser Problematik anzunehmen, startete 2022 ein multizentrisches Forschungsprojekt („RehaConnect”), welches von der Deutschen Rentenversicherung Mitteldeutschland (DRV MD) gefördert wird. Ziel des Projekts ist die Optimierung von Unterstützungsmaßnahmen für Alkoholabhängigkeitserkrankte beim Übergang vom stationären Entzug/Entwöhnung zurück in das Sozial- und Erwerbsleben. Diese Teilstudie innerhalb des Projekts beschäftigt sich mit der Analyse qualitativer Daten, um individuelle Übergangserfahrungen und -erwartungen abzubilden und damit im Zusammenhang stehende Einflussfaktoren sowie Unterstützungsbedarfe zu identifizieren.
Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Mittels semistrukturierten Interviews wurde eine qualitative Untersuchung mit insgesamt 30 Personen aus unterschiedlichen Einrichtungen (Akutfachklinik, medizinische Rehabilitation, berufliche Rehabilitation) durchgeführt. Teilnahmevoraussetzungen waren ein Mindestalter von 18 Jahren sowie eine ICD-10 Haupt- oder Nebendiagnose F10.1 (schädlicher Gebrauch) oder F10.2 (Abhängigkeitssyndrom). Die Auswertung erfolgte gemäß der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring.
Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Die Inanspruchnahme von Maßnahmen wird durch Herausforderungen wie Konflikte im sozialen Umfeld beeinflusst. Gleichzeitig kann das soziale Umfeld für viele Menschen auch einen Motivationsfaktor darstellen. Die Erfahrungen hinsichtlich Wartezeiten variieren stark. Es besteht Bedarf an Verbesserungen bei der Begleitung und Unterstützung während der Übergänge. Darüber hinaus wird die Kommunikation und Informationsverfügbarkeit in Bezug auf Maßnahmen, Anlaufstellen und Zuständigkeiten als unzureichend und intransparent empfunden.
Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen ein vielschichtiges Bild aktueller Problemfelder und Herausforderungen im Rehabilitationsprozess. Dabei spielen Bereiche wie Vernetzung und Kooperation, Übergänge und Wartezeiten sowie die Einbindung des sozialen Umfelds eine bedeutende Rolle.
Basierend auf diesen Erkenntnissen sollen in Kombination mit den Ergebnissen aus den weiteren Teilstudien des Projekts mithilfe von ExpertInnenbefragungen anwendungszentrierte Intensivierungs- und Optimierungsmaßnahmen entwickelt und ausgewählt werden.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten. Das Projekt wird von der Deutschen Rentenversicherung Mitteldeutschland (DRV MD) im Rahmen des Forschungsschwerpunktes „Weiterentwicklung der beruflichen Rehabilitation“ der DRV gefördert.
Publication History
Article published online:
19 September 2024
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Georg Thieme Verlag KG
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