Suchttherapie 2024; 25(S 01): S43
DOI: 10.1055/s-0044-1790397
Abstracts
Symposien
S26 Symposium der DG-Sucht Nachwuchsgruppe

Die Rolle von Nutzungserwartungen für reizinduziertes Craving und Symptome der Computerspielstörung

Aron Lichte
1   Allgemeine Psychologie: Kognition, Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Deutschland
,
Kjell Büsche
1   Allgemeine Psychologie: Kognition, Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Deutschland
,
Lukas Mallon
2   LWL-Universitätsklinikum, Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland
,
Martin Diers
2   LWL-Universitätsklinikum, Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland
,
Oliver T. Wolf
3   Kognitive Psychologie, Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland
,
Matthias Brand
1   Allgemeine Psychologie: Kognition, Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Deutschland
,
Stephanie Antons
1   Allgemeine Psychologie: Kognition, Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund und Fragestellung: Die Computerspielstörung ist gekennzeichnet durch ein vermindert kontrolliertes, fortgesetztes Spielverhalten trotz des Erlebens negativer Konsequenzen. Im Interaction of Person-Affect-Cognition-Execution-Modell (I-PACE) werden kognitive Verzerrungen als wichtige Mechanismen der Störungsentwicklung beschrieben. In diesem Zusammenhang wurden spezifische Internet-Nutzungserwartungen bereits untersucht. Entsprechend des I-PACE Modells beeinflussen Nutzungserwartungen das reizinduzierte Craving und sind mit der Symptomschwere von Internetnutzungsstörungen assoziiert. Ziel der vorliegenden Analyse ist es, diese Zusammenhänge im Kontext der Computerspielstörung zu überprüfen.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Im Rahmen eines Teilprojektes der FOR2974 wurden N= 76 männliche Computerspieler mit klinischen Interviews und Screeninginstrumenten auf ihre Symptomschwere der Computerspielstörung und mit einem Fragebogen auf Nutzungserwartungen untersucht. Die Probanden absolvierten ein Cue-Reactivity-Paradigma und gaben ihr Craving durch Bilder-Ratings und einen abschließenden Fragebogen nach dem Paradigma an. Zusammenhänge von (1) positiven Erwartungen und (2) Vermeidungserwartungen mit der Symptomschwere und dem Craving wurden durch Korrelationen und multiple Regressionsmodelle analysiert.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Positive Nutzungserwartungen zeigten keinen Zusammenhang mit der Symptomschwere der Computerspielstörung, während Vermeidungserwartungen positiv mit der Symptomschwere korrelierten. Beide Erwartungsausrichtungen zeigten positive Zusammenhänge mit dem reizinduzierten Craving. In multiplen Regressionsmodellen trugen Vermeidungserwartungen jeweils bedeutsam zur Erklärung des reizinduzierten Cravings bei, während Ergebnisse positiver Erwartungen für verschiedene Craving-Maße inkonsistent ausfielen.

Diskussion und Schlussfolgerung: Übereinstimmend mit dem I-PACE Modell sprechen die Ergebnisse bezüglich der Vermeidungserwartungen für eine mögliche Relevanz kompensatorischer Prozesse bei der Entwicklung von reizinduziertem Craving und Symptomen der Computerspielstörung. Inkonsistente Ergebnisse zu positiven Erwartungen werden vor dem Hintergrund der Stichprobeneigenschaften und genutzten Instrumenten diskutiert. Auch bei weiterführenden Studien scheint eine Differenzierung zwischen positiv und negativ verstärkenden Nutzungserwartungen sinnvoll zu sein.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.

Erklärung zur Finanzierung: Die Studie wurde im Rahmen der Forschungsgruppe ACSID, FOR2974, durchgeführt, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird – 411232260.



Publication History

Article published online:
19 September 2024

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