Suchttherapie 2024; 25(S 01): S44
DOI: 10.1055/s-0044-1790399
Abstracts
Symposien
S27 Glücksspielsucht – Evidenzbasierte Prävention, Schadensabschätzung und psychotherapeutische Behandlung

The Gambling Consumption Mediation Model (GCMM): Ein multiples Mediationsmodell zur Schätzung des prospektiven Zusammenhangs bestimmter Glücksspielformen mit Schäden durch Glücksspiel

Tim Brosowski
1   Fachbereich 11 – Human- und Gesundheitswissenschaften (FB 11): IPP Gesundheit & Gesellschaft, Universität Bremen, Bremen, Deutschland
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Tobias Hayer
1   Fachbereich 11 – Human- und Gesundheitswissenschaften (FB 11): IPP Gesundheit & Gesellschaft, Universität Bremen, Bremen, Deutschland
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Hintergrund und Fragestellung: Bivariate Assoziationen zwischen Problemen oder Schäden durch Glücksspiel und der Teilnahme an bestimmten Spielformen nehmen häufig ab, wenn sie um demografische Merkmale oder das Konsumverhalten (z. B. die Anzahl der genutzten Spielformen) bereinigt wurden (Brosowski et al., 2021). Ziel der empirischen Analysen war es, die bisherige Forschung zu erweitern durch eine Kombination aus (1) parallelen Mediationsmodellen (Hayes, 2022) und (2) Feature-Engineering, bei dem der individuelle starke Glücksspielkonsum in Facetten innerhalb und außerhalb der interessierenden Spielform aufgeschlüsselt wurde. Die Datengrundlage (N= 3951) umfasste aktive Glücksspieler*innen einer aktuellen prospektiven Online-Panel-Befragung (Brosowski et al., 2023) zum Glücksspielverhalten in Deutschland aus den Jahren 2021 (T1) und 2022 (T2).

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Für jede der 22 abgefragten Glücksspielformen (12-Monats-Zeitrahmen; 12 terrestrisch, 10 online) wurde ein paralleles multiples Mediationsmodell eingesetzt, um bivariate Assoziationen zwischen der Teilnahme an einer Spielform im letzten Jahr zu T1 und der Summe der Schäden durch Glücksspiel zu T2 (Short Gambling Harm Screen; Browne et al., 2018) nach verschiedenen Vermittlungsmechanismen aufzuschlüsseln: (1) demografische Neigung zu Schäden durch Glücksspiel, (2) Anzahl der genutzten Spielformen, (3) monatliche Spieltage innerhalb der Spielform, (4) Summe der monatlichen Spieltage über alle anderen Spielformen hinweg. Alle Analysen wurden statistisch bereinigt um mögliche Verzerrungen durch Stichprobenausfälle und gemischten Zugriff auf Glücksspiele (terrestrisch und online), die Mediationsmechanismen wurden durch statistische Kontraste (Coutts & Hayes, 2022) auf bedeutsame Unterschiede geprüft.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Die untersuchten Glücksspielformen zeigten unterschiedliche Profile, über welche Mediatoren sie sich am stärksten auf Schäden durch Glücksspiel auswirkten. Einige Spielformen zu T1 beeinflussten Schäden zu T2 hauptsächlich über die Spielhäufigkeit innerhalb der Glücksspielform, während andere Formen hauptsächlich durch starken Konsum außerhalb der Spielform oder demographische Merkmale auf Schäden durch Glücksspiel wirkten.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die angewandten Mediationsmodelle in Messwiederholungsdaten beantworten umfassender als bisherige Untersuchungen die Frage, durch welchen Mechanismus sich Spielformen prospektiv auf Schaden durch Glücksspiel auswirken.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten. Das Forschungsprojekt wurde gefördert von Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration (Hamburg) zusammen mit dem Ministerium für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren (Schleswig-Holstein) und der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung (Berlin).



Publication History

Article published online:
19 September 2024

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