Was braucht es für eine optimale Versorgung? Ergebnisse qualitativer Interviews zu den Erfahrungen und Bedarfen von Menschen mit Alkoholabhängigkeit, Angehörigen und Fachkräften

Hintergrund und Fragestellung: Hinter den in den Längsschnittdaten identifizierten Behandlungswegen verbergen sich individuelle Bedarfe und Motivlagen. Welche Gründe gibt es für die Inanspruchnahme oder Ablehnung von (bestimmten) Versorgungsleistungen? Welche Faktoren begünstigen eine leitliniengerechte Versorgung? Was verhindert einen erfolgreichen Behandlungsverlauf? Die Perspektiven von Menschen mit Alkoholabhängigkeit, deren Angehörigen, sowie von Fachkräften im Versorgungssystem können einen ergänzenden und erweiternden Blick auf die quantitativen Daten ermöglichen, um Schwachstellen und Verbesserungsmöglichkeiten in der Versorgung zu identifizieren.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: In leitfadengestützten, jeweils etwa zweistündigen Einzel- oder Gruppeninterviews werden rund 70 Personen der o. g. Gruppen (Betroffene, Angehörige, Fachkräfte) befragt. Hierbei wurde eine größtmögliche Vielfalt hinsichtlich der Rekrutierungssettings (stationär, ambulant, Selbsthilfe), soziodemographischer Merkmale, sowie Berufsqualifikationen der Fachkräfte angestrebt. Die Auswertung erfolgt mittels inhaltlich strukturierender qualitativer Inhaltsanalyse nach Kuckartz & Rädiker, unter Verwendung von QDA-Software.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Zum Zeitpunkt der Einreichung des Abstracts sind Datenerhebung und -auswertung noch nicht abgeschlossen. Eine erste Sichtung der Interviews von insgesamt knapp 40 Betroffenen, Fachkräften und Angehörigen offenbart einige Gemeinsamkeiten in den Perspektiven und Unterstützungsbedarfen, z. B. was die Versorgung psychischer Komorbiditäten betrifft. Zugleich zeigen sich durchaus heterogene Perspektiven, z. B. hinsichtlich spezifischerer Versorgungsangebote für bestimmte Zielgruppen, der Verfügbarkeit von Informationen über Behandlungsmöglichkeiten, oder den Gründen für (Nicht-)Inanspruchnahme von Versorgungsangeboten. Die Hauptauswertung des umfangreichen Datenmaterials erfolgt in den kommenden Monaten, so dass zum Vortragszeitpunkt detailliertere und belastbarere Ergebnisse vorliegen werden.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Perspektiven und Erfahrungen von Fachkräften, Betroffenen und Angehörigen bieten eine vielfältige Diskussionsgrundlage zu Stärken und Schwächen des derzeitigen Versorgungsangebots, was nicht nur Menschen mit Alkoholabhängigkeit, sondern auch deren Angehörige betrifft. Es soll erörtert werden, welche der hier identifizierten Bedarfe, Schwachstellen und Verbesserungsmöglichkeiten in gezielte Handlungsempfehlungen münden können.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.

Erklärung zur Finanzierung: „Patient*innenwege von Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit in Deutschland“ (PRAGMA), Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA, Förderkennzeichen: 01VSF21029).

Publication History

Article published online:
19 September 2024