Suchttherapie 2024; 25(S 01): S48-S49
DOI: 10.1055/s-0044-1790409
Abstracts
Symposien
S29 Wenn Alkohol teurer wäre: erwarteter Nutzen und aktuelle Herausforderungen in der Alkoholpolitik

Das Geschäft mit der Sucht – wie viel Umsatz macht die Alkoholindustrie mit Risiko- und Hochkonsum?

Nathalie Stüben
1   Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Deutschland
,
Carolin Kilian
2   Centre for Addiction and Mental Health, Institute for Mental Health Policy Research, Toronto, Kanada
,
Anna Schranz
3   Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS), Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
,
Ludwig Kraus
4   Department of Public Health Sciences, Centre for Social Research on Alcohol and Drugs, Stockholm University, Stockholm, Sweden
,
Justin Möckl
5   Forschungsgruppe ESA, IFT Institut für Therapieforschung, München, Deutschland
,
Eva-Maria Krowartz
5   Forschungsgruppe ESA, IFT Institut für Therapieforschung, München, Deutschland
,
Sally Olderbak
5   Forschungsgruppe ESA, IFT Institut für Therapieforschung, München, Deutschland
,
Jakob Manthey
3   Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS), Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund und Fragestellung: Trotz offenkundigem Konflikt zwischen staatlichen Public Health-Zielen und wirtschaftlichen Zielen von Alkoholherstellenden inszenieren sich diese als Präventionspartner der Politik, indem sie nicht-evidenzbasierte Lösungen wie Selbstregulation in Werbung und Marketing durchsetzen, schwere Trinker:innen als das eigentliche Problem darstellen und als Lösung einen ‚verantwortungsvollen' Konsum propagieren. Unser Forschungsinteresse besteht darin, zu überprüfen, wie stichhaltig diese Argumentation der Alkoholindustrie ist, indem wir berechnen, wie viel Umsatz sie in Deutschland mit Risiko- und Hochkonsum generiert.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Zur Beantwortung dieser Fragestellung werden Daten zum Alkoholkonsum der erwachsenen, in Deutschland lebenden Bevölkerung des Epidemiologischen Suchtsurveys 2018 und 2021 mit Daten zu Alkoholausgaben basierend auf der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2018 verknüpft. In der Berechnung der durchschnittlichen Alkoholausgaben für Bier, Wein, Mixgetränke und Spirituosen pro Personengruppe werden Geschlecht, Alter, Einkommen und Alkoholkonsum berücksichtigt. Durch den Vergleich dieser Durchschnittswerte mit den Gesamtumsätzen der Alkoholindustrie ist es möglich, die Verteilung des Alkoholumsatzes je Trinkgruppe zu bestimmen.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Erste Analysen deuten darauf hin, dass rund 20% der Gesamtausgaben für alkoholische Getränke auf die Gruppe der Personen mit Hochkonsum entfallen, obwohl diese nur gerade einmal 2.5% der Gesamtpopulation ausmacht.

Diskussion und Schlussfolgerung: Obwohl die aktuellen Analysen den Hochkonsum eher unterschätzen, deuten sie bereits darauf hin, dass er einen erheblichen Teil des Umsatzes ausmacht, den Alkoholherstellende in Deutschland generieren. Weiter Ergebnisse werden folgen und im Kontext der bestehenden Literatur diskutiert. Sie können dazu beitragen, das Bewusstsein für die Schieflage zwischen Public Health- und Industriezielen zu schärfen, sowohl in der Bevölkerung als auch in der Politik.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.

Erklärung zur Finanzierung: Nathalie Stüben ist Gründerin und Betreiberin des Online-Angebots „Ohne Alkohol mit Nathalie“ (OAmN).



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Article published online:
19 September 2024

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