Suchttherapie 2024; 25(S 01): S49
DOI: 10.1055/s-0044-1790410
Abstracts
Symposien
S30 Stigmatisierung von Suchterkrankungen: Symposium der Deutschen Suchtgesellschaft (DSG)

Stigmatisierung und Selbststigmatisierung bei Abhängigkeitserkrankungen aus suchtpsychologischer Sicht

Gallus Bischof
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität zu Lübeck, Lübeck, Deutschland
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Hintergrund und Fragestellung: Obwohl Abhängigkeitserkrankungen zu den hochprävalenten psychischen Erkrankungen zählen, bestehen sowohl strukturelle als auch gesellschaftliche Stigmata, die u.a. Betroffenen den Zugang zu adäquater Versorgung erschweren. Selbststigmatisierungsprozesse in Form einer Identifikation mit negativen Stereotypen sind zudem mit schlechteren Behandlungsergebnissen assoziiert.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Strukturelle Stigmata in der deutschen Versorgungslandschaft werden beschrieben. Psychologische Modellannahmen zu Internalisierungsprozessen entsprechender Stigmata werden vorgestellt, der Forschungsstand zu von stigmareduzierenden Interventionen wird auf Basis eines neuen Reviews vorgestellt und diskutiert.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Evaluierte Interventionen zur Reduktion von Selbststigmatisierung basieren mehrheitlich auf psychotherapeutischen Prinzipien, gefolgt von psychoedukativen und multi-modalen Interventionen. Insbesondere Interventionen auf Grundlage der Acceptance und Commitment-Therapie zeigen auch mittelfristig erfolgversprechende Effekte zur Reduktion von Selbststigmatisierung und zur Erhöhung der Selbstwirksamkeit. Entsprechende Interventionen erfolgten mehrheitlich als add-on-Programme zu bestehenden stationären Behandlungsansätzen.

Diskussion und Schlussfolgerung: Zur Verbesserung der Erreichbarkeit und Wirksamkeit von Suchtbehandlung ist neben einer Reduktion struktureller und gesellschaftlicher Stigmata auch eine psychotherapeutische Expertise in der Behandlung von Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen erforderlich. Zur Verbesserung der Versorgung erscheinen weitere Studien zur Wirksamkeit bei Menschen außerhalb von Behandlungskontexten erfolgversprechend.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Möglicher Interessenskonflikt: Vorsitzender Deutsche Gesellschaft für Suchtpsychologie



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Article published online:
19 September 2024

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