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DOI: 10.1055/s-0044-1790413
Tabakpolitik und Unterstützung der Rauchentwöhnung in europäischen Gefängnissen
Hintergrund und Fragestellung: Mit einer gegenwärtigen Prävalenz von 31,7 Prozent gilt Deutschland weiterhin als Tabak-Hochkonsumland. Gleichwohl zeigt sich, dass die Prävalenzen in bestimmten Bevölkerungsgruppen besonders hoch sind, beispielsweise unter Menschen, die in Gefängnissen leben. Entsprechende Studien, die in den Ländern der Europäischen Region der WHO durchgeführt wurden, zeigen, dass die Prävalenzraten des Tabakkonsums bei Männern bis zu 90% und bei Frauen bis zu 85% betragen können. Gleichzeitig ist das Rauchen im Vergleich zu anderen Substanzgebrauchsstörungen das am wenigsten beachtete Gesundheitsrisiko in Gefängnissen und in Deutschland nach wie vor ein kaum diskutiertes Thema. Ziel des Vortrages ist es, die aktuelle Lage in deutschen Gefängnissen darzustellen und mithilfe eines Blickes in andere europäische Länder Schlussfolgerungen abzuleiten.
Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Zum Rauchen in Gefängnissen in Deutschland gibt es kaum Studien. Aus diesem Grund wird eine Studie aus dem Jahr 2013 von Buth, Stöver und Ritter zum Rauchverhalten, zur Passivrauchbelastung und der Bereitschaft zur Reduktion des Tabakkonsums von Gefangenen sowie zu den verfügbaren bzw. erwünschten Hilfeangeboten in Gefängnissen als Ausgangspunkt genutzt (n=1.285), um die Lage in Deutschland zu diskutieren. Daran anschließend wurde eine systematische Literaturreche zur Tabakpolitik und Unterstützung der Rauchentwöhnung bzw. einer Änderung des Rauchverhaltens in europäischen Gefängnissen durchgeführt, deren Ergebnisse vorgestellt werden sollen.
Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Gemäß der von Buth, Stöver und Ritter (2013) durchgeführten Studie rauchen 79% der befragten Gefangenen. 56% sind der Auffassung, dass ihr Tabakkonsum aufgrund der Inhaftierung zugenommen hat. Weiterhin geben 76,3% aller Gefangenen an, Passivrauch ausgesetzt zu sein. Gleichzeitig zeigte die Studie auch Anknüpfungspunkte für Unterstützter*innen. So hat jede zweite aktuell rauchende Person bereits einen Abstinenzversuch unternommen. In Europa gibt es unterschiedliche Ansätze im Hinblick auf den Umgang mit Rauchen in Gefängnisse. So gibt es beispielsweise rauchfreie Zellen in Gefängnissen, E-Zigaretten-Programme oder Rauchentwöhnungskurse.
Diskussion und Schlussfolgerung: Gemäß der WHO ist Rauchen in Gefängnissen „a neglected public health issue“. Mit unserem Vortrag möchten wir zur Lösung dieses Problem beitragen.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
19. September 2024
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