Suchttherapie 2024; 25(S 01): S50-S51
DOI: 10.1055/s-0044-1790415
Abstracts
Symposien
S31 Tobacco Harm Reduction mit nicht adressierten Gruppen

Tobacco Harm Reduction mit Drogengebrauchenden

Stefan Wiedemann
1   Betreuung und Wohnen, vistag GmbH, Berlin, Deutschland
› Institutsangaben
 

Hintergrund und Fragestellung: Das Verbrennen und Inhalieren von Tabakprodukten gehört zu den gesundheitsschädlichsten Formen des Substanzgebrauches. Jährlich sterben ca. 127.000 Menschen an den Folgen des Konsums. Epidemiologisch hat Tabakrauchen und die damit oft einhergehende Nikotinabhängigkeit eine starke soziale Dimension. Menschen in prekären sozialen Verhältnissen, mit einer Suchterkrankung oder psychischen Problemen leiden überproportional häufig an Substanzkontrollstörungen im Kontext der Tabakverbrennung. Insbesondere Klient*innen in Maßnahmen der Suchthilfe, wie der psychosozialen Betreuung Substituierter und dem Betreuten Einzelwohnen, konsumieren Tabakverbrennungsprodukte. Das Augenmerk der Behandlung bzw. Betreuung richtet sich zumeist auf die Reduzierung bzw. Kontrolle des Gebrauches illegalisierter Substanzen oder von Alkohol, während die oft bestehende Nikotinabhängigkeit nur unzureichend thematisiert wird. Programme zur Nikotinabhängigkeit für Klient*innen der Suchthilfe zielen zumeist auf die Herstellung von Nikotinabstinenz. Vorhandene Reduktionsprogramme verzichten bislang auf den Einsatz von Tabakersatzprodukten. Während die Vorhaltung von risikomindernden Botschaften und Programmen bis zur Vorhaltung von risikoreduzierenden Ersatzstoffen (Substitutionsbehandlung) in anderen Bereichen der Substanzkontrollstörungen den „Goldstandard“ der Beratung , Betreuung und Behandlung darstellen, wird Menschen mit Substanzkontrollstörungen oder psychischen Problemen keinerlei risikominderndes Angebot bzgl. des Tabakkonsums gemacht.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Im Rahmen eines Pilotprojektes will die vista gGmbH tabakrauchenden, substituierten bzw. aufgrund einer Suchterkrankung betreuten Klient*innen ein Angebot zur „Tobacco Harm Reduction“ machen.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Im Rahmen des Projektes erhalten 20 tabakrauchende Klient*innen ein hochwertiges Gerät zur Verdampfung nikotinhaltiger Liquids, sowie notwendiges Zubehör (Nikotinbase, Aromen, …). In einem Gruppenprozess aus 4 Modulen im Mai und Juni 2024, werden die Teilnehmenden in der Handhabung der Geräte geschult, sowie durch motivierende und reflektierende Gruppengespräche beim Umstieg auf bzw. der Teilnutzung von Verdampfungsräten zu Nikotinapplikation unterstützt. Der Prozess wird im Rahmen einer anamnestischen Eingangsbefragung und einer Ausgangsbefragung evaluiert.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse des Pilotprojektes und mögliche Schlussforderungen für eine risikomindernde Perspektive auf die Arbeit mit nikotinabhängigen Klient*innen der Suchthilfe werden im Rahmen des Vortrages vorgestellt.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
19. September 2024

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