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DOI: 10.1055/s-0044-1790417
Minderjährige Kinder als Drittbetroffene von Glücksspielstörung – Eine Prävalenzschätzung für Deutschland anhand des Glücksspiel-Surveys 2023
Hintergrund und Fragestellung: Glücksspielprobleme wirken sich auch auf das soziale Umfeld der Betroffenen negativ aus. Eine wichtige Gruppe dieser sogenannten Drittbetroffenen sind Kinder von Menschen mit Glücksspielproblemen. Die negativen Folgen von elterlichem Glücksspiel umfassen finanzielle Belastungen, psychische Probleme, Gesundheitsrisiken, Verhaltensauffälligkeiten sowie familiäre Konflikte. Bislang fehlen für Deutschland Schätzungen, wie viele Kinder von elterlichen Glücksspielproblemen betroffen sind. Diese Studie schließt die skizzierte Lücke.
Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Wir schätzen auf Basis des bevölkerungsrepräsentativem Glücksspielsurvey 2023 ab, wie viele minderjährige Kinder gemeinsam mit Personen mit einer Störung durch Glücksspielen (nach DSM-5-Kriterien) in einem Haushalt leben bzw. wie viele minderjährige Kinder Eltern mit einer Störung durch Glücksspielen haben, mit denen Sie nicht zusammenleben. Die aus dem Survey ermittelten Werte werden anhand zweier Annahmen auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet, um die Unter- (UG) bzw. Obergrenze (OG) der von elterlichem Glücksspiel betroffenen Kinder in Deutschland zu ermitteln. Die Daten werden mit einem Gewicht, das u.a. die Erhebungsmethode und die Soziodemografie berücksichtigt, gewichtet.
Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: 46.8% (n= 132) der Studienteilnehmenden mit Störung durch Glücksspielen leben mit minderjährigen Kindern in einem Haushalt, 16.3% (n= 46) haben minderjährige Kinder mit denen Sie nicht zusammenleben. In den Haushalten leben durchschnittlich 1.55 (0.07) minderjährige Kinder, außerhalb 1.51 (0.13). Damit haben in Deutschland 572.007 bis 826.466 Kinder mindestens ein Elternteil mit Störung durch Glücksspielen. Die betroffenen Kinder leben mehrheitlich in einem gemeinsamen Haushalt mit der glücksspielenden Person (UG: 480.336 ; OG: 701.727), ein Leben außerhalb des Haushalts ist deutlich seltener (UG: 91.671; OG: 124.739).
Diskussion und Schlussfolgerung: Elterliche Glücksspielprobleme belasten Kinder unabhängig davon, ob Kinder und Eltern in einem gemeinsamen Haushalt leben. Unseren Berechnungen zu Folge haben 4.0% bis 5.8% der in Deutschland lebenden Kinder mindestens einen Elternteil mit Glücksspielproblemen. Da elterliche Glücksspielprobleme auch ein Risikofaktor für die Entwicklung eigener Glücksspielprobleme sind, sollte die Glücksspielhilfe spezielle Angebote für diese vulnerable Gruppe entwickeln und in die Beratung und Behandlung der betroffenen Eltern integrieren.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: IFT: Die Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern (LSG) wird durch das Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention finanziert. Mit der Finanzierung sind keine Auflagen für die fachliche Tätigkeit und für Publikationen verbunden. Der Freistaat Bayern ist im Rahmen des staatlichen Glücksspielmonopols Anbieter von Glücksspielen über die Staatliche Lotterieverwaltung (Lotterien, Sportwetten und Spielbanken) und übt gleichzeitig die oberste Aufsicht über öffentliche und private Glücksspiele aus. ISD: Das dem Glücksspiel-Survey 2023 zu Grunde liegende Forschungsprojekt wurde vom Deutschen Lotto- und Totoblock finanziell gefördert.
Publication History
Article published online:
19 September 2024
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