Suchttherapie 2024; 25(S 01): S52-S53
DOI: 10.1055/s-0044-1790419
Abstracts
Symposien
S32 Neuere epidemiologische Daten zum Glücksspielverhalten der Bevölkerung

Die Klientel einer Suchthilfeeinrichtung: Trends und aktueller Stand

Izabela Horodecki
1   Ambulante Behandlungseinrichtung Spielsuchthilfe, Wien, Klinische Psychologin und Psychotherapeutin (SF), Leitung der „Spielsuchthilfe“, Wien, Österreich
› Author Affiliations
 

Hintergrund und Fragestellung: Seit Anfang der achtziger Jahre bietet die „Spielsuchthilfe“ in Wien als eine der ersten Einrichtungen im deutschsprachigen Raum Beratung und Behandlung für Personen mit Glücksspielproblematik und Angehörige Spielsüchtiger an. Bis heute bleibt die „Spielsuchthilfe“ in Wien und Ostösterreich die einzige schwerpunktmäßig ausschließlich auf die Glücksspielstörung spezialisierte Behandlungs-einrichtung mit einem sehr niederschwelligen Zugang und strukturierten Therapieangeboten.

Die Behandlungsangebote sind den Problemlagen dieser Patientengruppe angepasst und umfassen Psychotherapie, psychiatrische Behandlung, Soziale Arbeit und Beratung hinsichtlich der Möglichkeiten der Schuldenregulierung.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Die Ziele und Aufgaben der Einrichtung werden als Hilfestellung durch professionelle Beratung und Behandlung, Öffentlichkeits- und Präventionsarbeit, sowie Grundlagenforschung definiert.

Um einen Beitrag zur glücksspielsuchtbezogenen Grundlagenforschung in Österreich zu leisten war es dem Team der „Spielsuchthilfe“ seit den 80er Jahren, ein besonderes Anliegen und Verpflichtung, alle Hilfesuchenden, Betreuten und Behandelten ausführlich deskriptiv zu erfassen.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Die statistisch ausgewerteten Daten der aktuell Behandelten werden mit den Ergebnissen der einzelnen Jahre seit der Jahrtausendwende (2000-2023) verglichen, was eine bessere Einordnung der Befunde ermöglicht und Trends erkennen lässt. Die Anzahl der Erstanfragen Hilfesuchender ist in den letzten zwei Jahren erneut gestiegen. Die jährliche Anzahl der behandelten Spieler*innen unterlag seit der Jahrtausendwende viel stärkeren Schwankungen als die Anzahl der jährlich betreuten Angehörigen. Konstant bleibt die Mehrzahl der erstmalig betreuten Betroffenen männlich. Der Anteil der Frauen unter den behandelten Spieler*innen schwankte zwischen 8% und 21%. Der Anteil der online Spielenden und Wettenden unter den Behandelten ist kontinuierlich auf nahezu 90% gestiegen.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die bisherigen Präventionsanstrengungen scheinen zu wirken, da der Altersdurchschnitt der Erstbehandelten bei Behandlungsbeginn kontinuierlich von 38 Jahren auf 34 Jahre gesunken ist. Parallel zur steigenden Anzahl der Online-Glücksspiel-/ Sportwetten-Angebote steigt die Anzahl der hilfesuchenden Betroffenen und Angehörigen Spielsüchtiger und wächst der Anteil der online Spielenden /Wettenden unter den Hilfesuchenden und Behandelten. Wünschenswert wären weitere europaweite, länderübergreifende Regulierungsmaßnahmen betreffend Online-Glücksspiel, um den Spielerschutz in diesem Bereich weiter zu verstärken.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten. Erklärung zur Finanzierung: Bis 2010 wurde das Beratungs- und Behandlungsangebot der „Spielsuchthilfe“ als Einrichtung ausschließlich durch Unterstützungen wechselnder Glückspielanbieter (kontinuierlich Casinos Austria und Österreichische Lotterien) ermöglicht. Seit 2011 wird die „Spielsuchthilfe“ als Einrichtung auch öffentlich, im Wege der Subjektförderung durch die Stadt Wien, über die Sucht- und Drogenkoordination, gefördert.



Publication History

Article published online:
19 September 2024

© 2024. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany