Suchttherapie 2024; 25(S 01): S54
DOI: 10.1055/s-0044-1790423
Abstracts
Symposien
S33 Substanzkonsumstörungen und deren Behandlung im Maßregelvollzug

Die Vorhersage von Gewalt bei Maßregelpatientinnen mit Substanzkonsumstörungen

Manuela Dudeck
1   Maßregelvollzug, Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Ulm am BKH Günzburg, Ulm, Deutschland
,
Viviane Wolf
2   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, LVR Klinik Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
,
Juliane Mayer
3   Maßregelvollzug, Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie München Haar, Haar bei München, Deutschland
,
Irina Franke
4   Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie, Psychiatrische Dienste Graubünden, Chur, Cazis, Schweiz
,
Verena Klein
5   Maßregelvollzug, Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie Taufkirchen/Vils, Taufkirchen/Vils, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund und Fragestellung: In Deutschland werden suchtkranke Straftäterinnen und Straftäter nach § 64 StGB in den Maßregelvollzug eingewiesen. Bei Unterbringung und im Verlauf der Behandlung kommen regelhaft Risikoprognoseinstrumente, wie das historische und klinische Risikomanagement (HCR-20 V3), zum Einsatz. Die damit erfassten Risikofaktoren wurden an überwiegend männlichen Stichproben abgeleitet. Um auch frauenspezifische Faktoren zu berücksichtigen wurde das Female Additional Manual (FAM) entwickelt. Ziel dieser Studie war es, (1) die prädiktive Validität des HCR-20 V3 und (2) die inkrementelle Validität des FAM für Gewalt bei suchtkranken Frauen im Maßregelvollzug zu bewerten.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Die Stichprobe umfasste 452 Patientinnen mit Substanzkonsumstörung, die zwischen 2001 und 2018 aus dem Maßregelvollzug entlassen wurden. HCR-20 V3 und FAM wurden retrospektiv auf Aktenbasis erfasst. Die abhängigen Variablen waren zwischenmenschliche Gewalt während der Behandlung im Maßregelvollzug und gewalttätige Rückfälligkeit. Zur Beurteilung letzterer wurden durchschnittlich 6 Jahre nach Entlassung aus dem Maßregelvollzug Auszüge aus dem Bundeszentralregister eingeholt.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: ROC-Analysen zeigten eine gute Vorhersagegenauigkeit für den HCR-20 V3 während der FAM keine inkrementelle Validität aufwies. Darüber hinaus konnten geschlechtsspezifische Prädiktoren für Gewalt ermittelt werden, darunter Persönlichkeitsstörungen, verdecktes und manipulatives Verhalten, suizidales Verhalten und Selbstverletzung sowie problematische intime Beziehungen.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse unterstützen die Anwendbarkeit des HCR-20 V3 bei Frauen mit Substanzkonsumstörungen und unterstreichen die klinische Relevanz eines geschlechtsspezifischen Risikomanagements.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten. Erklärung zur Finanzierung: Dieses Projekt wurde aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert.



Publication History

Article published online:
19 September 2024

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