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DOI: 10.1055/s-0044-1790424
Machbarkeitsevaluation des Real-Time Monitorings von Cannabiskonsum-assoziierten affektiven und psychotischen Syndromen mittels Ecological Momentary Assessment
Hintergrund und Fragestellung: Cannabiskonsum ist bei Psychosepatient:innen weit verbreitet und mit einem schlechteren Verlauf assoziiert. Die Untersuchung von Konsummotiven ist daher für die Behandlung von Patient:innen mit Doppeldiagnosen von Bedeutung.
Das Ziel der Studie war es i) die Machbarkeit der Erfassung von Symptomatik, Konsum und Konsummotiven im Alltag festzustellen, ii) die ökologische Validität der Maße zu prüfen und iii) zu untersuchen, ob sich Konsummotive bei Patient:innen und Kontrollen unterscheiden. Entsprechend der Selbstmedikationshypothese wurde angenommen, dass Psychosepatient*innen Cannabis konsumieren um Ihre Beschwerden zu verringern.
Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Personen mit Psychose im Alter von 14-30 Jahren, die regelmäßig Cannabis konsumieren sowie konsumierende Kontrollen wurden rekrutiert. Mittels Fragebogen sowie Experience Sampling Methode (ESM) wurde psychotisches Erleben, Konsum und Konsummotive 10 mal täglich über einen Zeitraum von 6 Tagen erfasst. Die ökologische Validität wurden mittels Spearman Korrelation von ESM- und Fragebogenmaßen untersucht. Durch die Korrelation von Konsummotiven und der Schwere der psychotischen Symptomatik wurde die Selbstmedikationshypothese getestet.
Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Es wurden 69 Personen eingeschlossen, wovon 64 die ESM Phase absolvierten (28 Patienten, 35 Kontrollen). Die Compliance bei der ESM Erhebung lag bei 58,9% und unterschied sich nicht zwischen Patient:innen und Kontrollen. Psychotisches Erleben im Moment war mit der Schwere der psychotischen Symptomatik bei Patient:innen assoziiert (z.B. Wahn mit der PANSS Negativskala: rho=0.28, p<.001). Die Konsumhäufigkeit während des ESM unterschied sich zwischen den Gruppen deutlich, mit mehr Konsummomenten bei Kontrollen. Das häufigste momentane Motiv in beiden Gruppen war „um zu entspannen“. Auch im retrospektiven Fragebogen zeigte sich kein Unterschied in den Konsummotiven. In der Patient*innengruppe bestand jedoch ein positiver Zusammenhang zwischen der Ausprägung der Negativsymptomatik und dem Motiv „Coping“ (r=0.88, p=.001).
Diskussion und Schlussfolgerung: Eine Erfassung von Symptomatik und Konsummotiven im Alltag mittels ESM ist in dieser Population möglich. Dies hat Implikationen für die Praxis u.a. könnten und sollten Konsummotive über den Therapieverlauf erfasst werden.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: ZI Mannheim
Publication History
Article published online:
19 September 2024
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Georg Thieme Verlag KG
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