Implementierung von digitalem Monitoring und Feedback in der psychiatrischen Routineversorgung

Hintergrund und Fragestellung: Die Experience Sampling Methode (ESM) ermöglicht es die dynamische Natur psychischer Symptome im Alltag zu erfassen und mit Kontextfaktoren in Zusammenhang zu bringen. Dies erleichtert die Personalisierung von Therapieangeboten. Bislang wurde diese Methode jedoch v.a. in der Forschung eingesetzt und noch nicht erfolgreich im Behandlungsalltag implementiert. Diesen Research-to-Practice-Gap möchte das europäische IMMERSE Konsortium schließen und Strategien, Prozesse, Ergebnisse und Kosten der Implementierung einer auf ESM-basierenden digitalen Anwendung in die psychiatrische Routineversorgung untersuchen.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: In einer Vorstudie mit Behandelnden, Patienten und deren Angehörigen sowie Teamleitungen und IT-Verwaltung wurden Ansichten zu Barrieren und förderlichen Faktoren für die Implementierung der digitalen Anwendung MoMent App mit Interviews und Fragebögen erhoben. In einer Cluster-randomisierten kontrollierten Studie (cRCT) wird aktuell der Einsatz der MoMent App in Kombination mit Implementierungsstrategien im Vergleich zur Standardbehandlung in 24 klinischen Einheiten an 8 Studienzentren in 4 Europäischen Ländern untersucht. Es sollen insg. 432 Personen ab 14 Jahren, die sich an den Studienzentren in Behandlung befinden, rekrutiert werden. Der Hauptzielparameter, das Engagement in der Behandlung, und weitere sekundäre Zielparameter werden zur Baseline, 2-Monate, 6-Monate und 12-Monate nach der Baseline erhoben.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Die Vorstudie bot Einsichten in Bezug auf spezifische Implementierungsstrategien der MoMent App in den verschiedenen Kontexten und informierte die partizipative Entwicklung der MoMent App sowie von Implementierungsstrategien. Im Symposiumsbeitrag werden die quantitativen Daten der beiden deutschen Zentren sowie das Studiendesign des cRCT vorgestellt.

Diskussion und Schlussfolgerung: Eine Untersuchung der Reichweite und Annahme des digitalen Monitorings durch Patienten und Behandelnde, sowie der Effekte der App-Nutzung und der Implementierungsstrategien in den verschiedenen klinischen Kontexten trägt dazu bei die zukünftige Einführung einer digitalen Anwendung als Medizinprodukt zu erleichtern.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.

Erklärung zur Finanzierung: Das IMMERSE Projekt wird durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 der Europäischen Union unter dem Förderkennzeichen 945263 finanziert.

Publication History

Article published online:
19 September 2024