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DOI: 10.1055/s-0044-1790426
mentalis Appstinence: Digital-gestützte Alkoholnachsorge als intersektorale Brücke
Hintergrund und Fragestellung: Nach der Behandlung in einer Suchtklinik benötigen viele Patientinnen und Patienten mit alkoholbezogenen Störungen eine kontinuierliche Weiterversorgung. Obwohl das deutsche Gesundheitssystem eine Vielzahl von Behandlungsangeboten bereithält, nimmt nur ein vergleichsweise geringer Anteil nach Abschluss eines stationären Entzugs diese auch tatsächlich in Anspruch (AWMF 2020). Dies führt zu einer signifikanten Versorgungslücke mit weitreichenden Folgen für die Betroffenen und das Gesundheitssystem. Das Rückfallrisiko ist hoch, und die Rehospitalisierungsrate liegt in den ersten Monaten nach Klinikentlassung bei 48% (Fleischmann 2017).
Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Digital-gestützte Nachsorgeprogramme können eine nahtlose Fortsetzung der Behandlung ermöglichen und dazu beitragen, die in der Klinik erzielten Therapieerfolge zu stabilisieren sowie die Rehospitalisierungsrate zu reduzieren. Das Hybrid Care-Angebot von mentalis kombiniert hierfür algorithmusbasierte Therapie-Apps mit psychologischen Tele-Gesprächen und leitet Patientinnen und Patienten in weiterführende Angebote der Regelversorgung. Mit mentalis Appstinence wurde speziell ein Programm für die Alkoholnachsorge entwickelt. Nutzerinnen und Nutzer üben niedrigschwellige Techniken aus der Kognitiven Verhaltenstherapie ein und erlernen dadurch hilfreiche Kompetenzen im Umgang mit problematischem Alkoholkonsum.
Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Bereits in einer Machbarkeitsstudie zeigte sich, dass das Programm zu hoher Adhärenz sowie zur Reduktion dysfunktionaler Einstellungen, des Suchtverlangens und des Risikokonsums führte (Lukas, Blechert & Berking 2024). Erste Daten aus der Versorgungspraxis deuten zudem darauf hin, dass Appstinence die Überführungsrate in Anschlussmaßnahmen steigert und die Rehospitalisierungsrate reduziert werden kann. Aktuell wird das Programm in einer randomisierten kontrollierten Studie evaluiert, die im Rahmen des Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses gefördert wird („SmartAssistEntz“). Im geplanten Vortrag werden die bisherigen Ergebnisse vorgestellt und deren Implikationen für die Nachsorge von alkoholbezogenen Störungen diskutiert.
Diskussion und Schlussfolgerung: Die bisherigen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Kombination von Therapie-Apps mit psychologischen Tele-Gesprächen in der Nachsorge von alkoholbezogenen Störungen einen vielversprechenden Ansatz darstellt. Die Integration digital-gestützter Interventionen könnte somit ein relevanter Baustein für die Verbesserung des poststationären Suchthilfesystems sein.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Interessenskonflikt: Sandra Rieckhoff ist bei mentalis angestellt, dem Unternehmen, das das vorgestellte Programm entwickelt hat. Erklärung zur Finanzierung: Sandra Rieckhoff ist Mitarbeiterin der mentalis GmbH.
Publication History
Article published online:
19 September 2024
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Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany