Suchttherapie 2024; 25(S 01): S56
DOI: 10.1055/s-0044-1790428
Abstracts
Symposien
S35 Wege zur Akzeptanz: Entstigmatisierung von Suchterkrankungen als gesellschaftliche Herausforderung

Open Hearts, Open Minds: Warum wir ein Antistigma-Manifest brauchen

Eva Hoch
1   Institutsleitung, IFT Institut für Therapieforschung, München, Deutschland
,
Hans-Jürgen Rumpf
2   Forschungsgruppe S:TEP, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Lübeck, Deutschland
,
Anne Koopmann
3   Suchtforschung, ZI, Mannheim, Deutschland
,
Annette Binder
4   Klinik für Suchterkrankungen, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
,
Anja Bischof
2   Forschungsgruppe S:TEP, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Lübeck, Deutschland
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Hintergrund und Fragestellung: Die Einstellungen gegenüber Menschen mit Suchterkrankungen sind oft geprägt von Stigmatisierung und Ausgrenzung. Dies hat Auswirkungen auf die Selbstwahrnehmung der Betroffenen und die gesellschaftlichen Bedingungen. Als Folge davon nehmen Menschen mit Suchterkrankungen auch besonders selten Behandlung oder Hilfe in Anspruch.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Im Rahmen einer interdisziplinären Arbeitsgruppe der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und -therapie (DG-Sucht) e.V. wurde im Frühjahr 2024 ein Manifest zur Entstigmatisierung von Menschen mit Suchterkrankungen und deren Familien entwickelt. Es enthält einen Maßnahmenkatalog mit 10 Forderungen sowie Handlungsanleitungen für Institutionen und Politik.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: "Open Hearts, open minds": 10 Forderungen zur Entstigmatisierung

1. Ein offenes und wertschätzendes Zugehen auf Menschen mit Suchterkrankungen, 2. Förderung des respektvollen und vorurteilsfreien Umgangs mit Betroffenen und ihres Umfelds, 3. Ein positiv geprägten öffentlichen Diskurs, 4. Faire und nicht wertende Darstellungen des Themas Suchterkrankungen in den Medien, 5. Schaffung eines gesellschaftlichen Klimas, das es Menschen ermöglicht, ihren individuellen Weg aus der Sucht zu finden, 6. Gleichstellung von Suchterkrankungen mit anderen psychischen und physischen Erkrankungen, 7. Aufdeckung und Überwindung struktureller Benachteiligungen, 8. Niedrigschwellige und innovative Behandlungs- und Versorgungskonzepte, 9. Ermöglichung würdevoller Konsum- und Aufenthaltsorte für Menschen, die dies benötigen, 10. Fortlaufendes Voranbringen von Maßnahmen der Entstigmatisierung in der Gesellschaft.

Diskussion und Schlussfolgerung: Um diese Forderungen Realität werden zu lassen, braucht es die Initiative und den Schulterschluss von vielen. Die DG-Sucht läd deshalb alle Fachgesellschaften, Betroffene, Angehörige, Verbände, Berufsgruppen, Organisationen im Gesundheitssystem und weitere Stakeholder zur Unterstützung des Manifests ein! Die DG-Sucht appelliert an Wertschätzung und Befähigung (Empowerment) im alltäglichen Umgang mit Suchtkrankheiten!

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.



Publication History

Article published online:
19 September 2024

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