Suchttherapie 2024; 25(S 01): S56-S57
DOI: 10.1055/s-0044-1790429
Abstracts
Symposien
S35 Wege zur Akzeptanz: Entstigmatisierung von Suchterkrankungen als gesellschaftliche Herausforderung

Wechselwirkungen zwischen Suchterkrankungen und Familie – Wo können wir therapeutisch ansetzen

Anne Koopmann
1   Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim, Deutschland
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Hintergrund und Fragestellung: In Deutschland leben 1,5 bis 2,75 Millionen Kinder in suchtbelasteten Familien. Die Wechselwirkungen zwischen Substanzkonsum und familiären Interaktionen sind mannigfaltig. Insbesondere bei längerfristiger Fortsetzung des elterlichen Konsums kann es bei den (mit-) betroffenen Kindern zu ausgeprägten psychischen und sozialen Folgen kommen. Dennoch kommen familienzentrierte Behandlungsansätze im suchtmedizinischen Behandlungskontext noch nicht flächendeckend zum Einsatz.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Diese Vortrag soll einen Überblick über Prävalenz von Elternschaft unter Betroffenen von substanzbezogenen Störungen in Deutschland, Auswirkungen des Substanzkonsums auf die Familien und familienzentrierte Behandlungsansätze geben.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Die Erfassung von Elternschaft ist insbesondere bei PatientInnen mit substanzbezogenen Störungen schwierig, da Betroffene aus Angst vor Konsequenzen durch die Jugendhilfe diese bei den Behandlern oft nicht offen ansprechen. Deshalb bedarf es einer strukturierten Erfassung der Elternschaft durch die Behandler. Diese stellt die Voraussetzung dar, den Betroffenen ein familien-/elternzentriertes Behandlungsangebot machen zu können. In Deutschland stehen hierfür mit den Programmen SHIFT bzw. SHIFT Plus und MAMADAM drei evidenzbasierte Präsenztherapieprogramme zur Verfügung. Außerdem können eine Reihe im anglo-amerikanischen Raum entwickelter Programme zur Anwendung kommen. Bezüglich webbasierter Angebote ist die Evidenz hingegen deutlich geringer.

Diskussion und Schlussfolgerung: Um flächendeckend familienzentrierte Behandlungsansätze für Eltern mit einer substanzbezogenen Störung etablieren zu können, bedarf es einer langfristigen, sicheren Finanzierung dieser. Hierfür müssen auf politischer Ebene die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.



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Article published online:
19 September 2024

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