Suchttherapie 2024; 25(S 01): S58
DOI: 10.1055/s-0044-1790434
Abstracts
Symposien
S36 Ketamin: Therapeutisches Wundermittel oder gefährliche Clubdroge

Modedroge Ketamin – Daten zur Konsumentwicklung und Konsummotivation

Lukas Roediger
1   Psychiatrie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
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Hintergrund und Fragestellung: In den letzten Jahren hat Ketamin zunehmend an öffentlicher Präsenz gewonnen, nicht nur aufgrund seiner etablierten Anwendung als effektives Anästhetikum, sondern auch als vielversprechendes Antidepressivum für die Behandlung von therapieresistenten Depressionen. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass Ketamin auch zur Behandlung von Traumata und damit verbundenen Erkrankungen wirksam ist. Neben seiner medizinischen Verwendung als Antidepressivum wird Ketamin seit langem auch als Rauschmittel konsumiert. Die jüngste mediale Aufmerksamkeit für Ketamin als Antidepressivum hat zu einer erhöhten Bekanntheit und möglicherweise zu einem verstärkten Gebrauch beigetragen. Neben seiner Rolle als Partydroge gibt es Hinweise darauf, dass Ketamin auch als Mittel zur Selbstmedikation genutzt wird. Ketamin befindet sich somit in einem Spannungsfeld zwischen seiner medizinischen Anwendung, dem Freizeitkonsum und den Versuchen von Konsument:innen, sich selbst therapeutisch zu behandeln.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Zunächst wird ein Überblick über die aktuelle Verbreitung des Ketamin-Konsums gegeben. Darauf aufbauend wird anhand einer Umfrage, die im Jahr 2017 unter Konsumentinnen und Konsumenten des Berliner Nachtlebens durchgeführt wurde, eine detaillierte Analyse der vielfältigen Konsummuster sowie der individuellen Motivationen von Personen, die Ketamin konsumieren, präsentiert.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Die vorliegende Studie unterstreicht die breite Prävalenz von Ketamin in der Partyszene Berlins und verdeutlicht, dass die Substanz aus diversen Motivationsgründen und in unterschiedlichen Kontexten konsumiert wird. Neben dem hedonistischen Konsum im Zusammenhang mit dem Partygeschehen gibt es Hinweise darauf, dass Ketamin zunehmend als Mittel zur Selbstmedikation verwendet wird.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die vorliegenden Ergebnisse bieten wertvolle Einblicke in die komplexen Konsummuster und -motivationen, die mit Ketamin verbunden sind. Auf dieser Grundlage sollten mögliche Parallelen zu anderen Substanzgruppen diskutiert und präventive Maßnahmen erörtert werden, die den individuellen Bedürfnissen und Anforderungen der Konsumentinnen und Konsumenten gerecht werden. Ein solcher Ansatz könnte dazu beitragen, potenzielle Risiken im Zusammenhang mit dem Ketaminkonsum zu mindern und die Entwicklung gezielter Präventionsstrategien zu fördern.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.



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Article published online:
19 September 2024

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