Suchttherapie 2024; 25(S 01): S59
DOI: 10.1055/s-0044-1790436
Abstracts
Symposien
S37 Zielgruppenspezifische und innovative Methoden zur Förderung des Rauchstopps

Mit (Mini-)Interventionen zum Rauchstopp in benachteiligter Bevölkerung?

Nikolai Kiselev
1   Diversität & Inklusion, Schweizer Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung ISGF, Zürich, Schweiz
,
Corina Salis Gross
1   Diversität & Inklusion, Schweizer Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung ISGF, Zürich, Schweiz
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Hintergrund und Fragestellung: Der Zugang zum Tabak- und Nikotinausstieg für sozial benachteiligte Rauchende ist erschwert. In den meisten Fällen gehören dazu Menschen mit fehlenden bildungs-, finanziellen und/oder sprachlichen Ressourcen. Diese Zielgruppe zeigt in der Regel auch erhöhte Rauchquoten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung. In der Schweiz fallen darunter ca. 10% der Bevölkerung. Ein grosser Teil davon sind neben den Autochthonen, Menschen mit Migrationshintergrund. Diese sollen mithilfe eines auf ihre Bedürfnisse und Fähigkeiten angepassten Ansatzes erreicht werden.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Das Projekt «Gemeinsam Rauchfrei» arbeitet im Setting ihrer Selbstorganisationen (z. B. mit Vereinen) und motiviert Gruppen mithilfe von zwei Online-Workshops zum Rauchstopp. Dabei gilt es neben der Wirksamkeit (zum Zeitpunkt der Abstract-Einreichung noch pendent infolge einer Evaluation durch eine externe Institution), die Aspekte der Umsetzbarkeit zu analysieren und zu berichten.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Für insgesamt  über 60 Gruppen à 15 bis 20 Personen wurden je 2 zweistündigen Online- oder Präsenz-Workshops [WS] zur Aufklärung über die Gefahren des Rauchens (WS 1 mit einer ärztlichen Fachperson) sowie über die Möglichkeit zum Rauchstopp (WS 2 mit einer Rauchstoppberatungsperson). Die WS fanden für 11 Sprachgruppen in ihrer Muttersprache statt (Albanisch, Arabisch, Bosnisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Russisch, Serbisch, Spanisch, Ukrainisch) zwischen 2022 und 2024 statt. Die Rekrutierung geschah über die Vereine, welche hierfür entschädigt wurden. Die Inhalte der WS wurden darüber hinaus auch niveautechnisch vereinfacht.

Diskussion und Schlussfolgerung: Insgesamt konnten die Projektziele wie geplant erreicht werden. Allerdings gab es eine grosse Heterogenität zwischen den verschiedenen Sprachgruppen betreffend das Interesse an den WS – so wurden je mind. 10 SRB- und TUR-Vereine, mind. je 5 ARAB- und RUS/UKR-Gruppen erreicht. Hingegen waren die anderen Sprachgruppen trotz des vergleichbaren Rekrutierungsaufwands schwieriger zu erreichen. Die bisherigen Erfahrungen der Peer-WS-Leitenden zeigen, dass die Gruppen erfolgreich erreicht werden können und die Teilnehmenden auch nach einer kurzen Mini-Intervention motiviert zu sein scheinen, mit dem Rauchen aufzuhören (preliminary results: Ausstiegsquote nach 3M bei ca. 15-20%). Die Ergebnisse zeigen eindeutig, dass Mini-Interventionen im Gruppensetting umsetzbar sind. Allerdings zeigen sich starke Unterschiede zwischen den Sprachgruppen, welche berücksichtigt und untersucht werden sollen.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.

Erklärung zur Finanzierung: Das Projekt wurde durch den Schweizer Tabakpräventionsfonds (TPF) mitunterstützt.



Publication History

Article published online:
19 September 2024

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