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DOI: 10.1055/s-0044-1790447
Auswirkungen einer Pornographienutzungsstörung auf die psychische Gesundheit von weiblichen Intimpartnerinnen – Ein narratives Review
Hintergrund und Fragestellung: In den letzten Jahren gab es eine Vielzahl von Studien über zwanghaftes Sexualverhalten, welches vorwiegend die Nutzung von (Online-)Pornographie beinhaltet und als eine Form der Verhaltenssucht diskutiert wird. Während sich die meisten Forschungsarbeiten auf männliche Konsumenten von (Online-)Pornographie konzentrierten, gibt es nur wenige Studien, die Auswirkungen der Pornographienutzungsstörung auf deren weibliche Intimpartnerinnen untersucht haben.
Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Im Rahmen eines narrativen Literaturreviews wurden Studien identifiziert, die aufzeigen, welche Belastungen Intimpartnerinnen von Personen mit Pornographienutzungsstörung erleben und wie sich diese auf ihre psychische Gesundheit auswirken. In den Fokus wurden heterosexuelle, weibliche Intimpartnerinnen genommen, weil für sie die (verhältnismäßig) höchste Evidenz besteht.
Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Erste Befunde deuten darauf hin, dass eine (Online-)Pornographienutzungsstörung einer Person oft tiefgreifende und anhaltende Auswirkungen auf die betroffenen Intimpartnerinnen hat. So wurde beispielsweise eine ausschließliche Nutzung von Online-Pornographie durch die Partnerinnen als genauso belastend erlebt wie eine physische sexuelle Untreue im realen Leben. Im Detail konnten unterschiedliche negative und störungsspezifische Auswirkungen auf die Intimpartnerinnen identifiziert werden, wie z.B. Traurigkeit, Wut, Schock, Angst und Verzweiflung sowie eine insgesamt geringe Zufriedenheit mit der Partnerschaft.
Diskussion und Schlussfolgerung: Frauen, deren Intimpartner an einer Pornographienutzungsstörung leiden, sind ähnlichen Belastungen ausgesetzt wie Frauen, deren Partner von einer Substanzkonsumstörung oder einer anderen Störung durch Verhaltenssüchte, wie z.B. Glücksspielstörung, betroffen sind. Es scheint jedoch Unterschiede im Erleben der Partnerinnen zu geben, die spezifisch für eine Pornographienutzungsstörung sind. Um mehr über die spezifischen Belastungen sowie über die Bewältigungsmechanismen und Unterstützungsmöglichkeiten betroffener Frauen zu erfahren und maßgeschneiderte Interventionen zu entwickeln, sind weitere systematische Studien mit größeren Kohorten erforderlich.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Publication History
Article published online:
19 September 2024
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