Suchttherapie 2024; 25(S 01): S65
DOI: 10.1055/s-0044-1790451
Abstracts
Symposien
S41 Kauf-Shopping-Störung: Grundlagen und Behandlung

Zusammenhang von Stress und Kauf-Shoppingstörung: Ergebnisse einer Übersichtsarbeit

Tobias A. Thomas
1   Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
,
Anna M. Schmid
2   Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Bamberg, Deutschland
,
Annica Kessling
3   Allgemeine Psychologie: Kognition und Center for Behavioral Addiction Research (CeBAR), Universität Duisburg-Essen, Duisburg/Essen, Deutschland
,
Oliver T. Wolf
4   Kognitionspsychologie, Fakultät für Psychologie, Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland
,
Matthias Brand
5   Universität Duisburg-Essen und Erwin L. Hahn Institute for Magnetic Resonance Imaging, Allgemeine Psychologie: Kognition und Center for Behavioral Addiction Research (CeBAR), Duisburg/Essen, Deutschland
,
Sabine Steins-Löber
2   Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Bamberg, Deutschland
,
Astrid Müller
1   Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund und Fragestellung: Theoretische Modelle zu Verhaltenssüchte greifen mehrheitlich die Rolle von Stress bei der Entwicklung und Aufrechterhaltung süchtigen Verhaltens auf. Spezifische Modelle zur Kauf-Shoppingstörung hingegen berücksichtigen Stress kaum. Der Zusammenhang von Stress und der Kauf-Shoppingstörung wurde bislang noch nicht im Rahmen von Übersichtsarbeiten betrachtet.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Ein systematische Literaturrecherche wurde in den Datenbanken PubMed, Web of Science und Scopus durchgeführt. Die Ergebnisse wurden entsprechend des methodischen Vorgehens der Stressoperationalisierungen in den Studien kategorisiert.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: 16 Studien wurden eingeschlossen. Korrelative Studien legten einen signifikanten Zusammenhang zwischen allgemeinem empfundenem Stress und Symptomschwere der Kauf-Shoppingstörung dar. Studien, die Mittelwertvergleiche von Stressindikatoren nutzten, fanden höhere allgemeine empfundene Stresslevel für Personen mit problematischem Kaufverhalten bzw. Kauf-Shoppingstörung verglichen mit Kontrollpersonen (starker Effekt). Uneindeutige Ergebnisse zeigten sich bei Studien, die mittels Regressionsanalysen bzw. Strukturgleichungsmodellen Effekte des Stresserlebens auf die Symptomschwere einer Kauf-Shoppingstörung berechneten. Auch Studien mit Ecological Momentary Assessments berichteten inkonsistente Befunde, wobei sich nur in einer der beiden Studien ein Effekt von Stress zeigte. Eine Studie, die eine Stressinduktion bzw. eine Induktion negativer Stimmung durchführte, fand mehr Symptome der Kauf-Shoppingstörung bei Personen mit hohem Stresserleben.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Studien sind heterogen in Bezug auf Design, Stichproben und eingesetzte Instrumente. Nur wenige Studien gehen über das Niveau querschnittlicher korrelativer Untersuchungen hinaus, was die Ableitung von kausaltheoretischen Schlussfolgerungen erschwert. Zukünftige Forschung sollte einen Fokus auf die Auswirkung experimentell induzierten Stresses auf z. B. Reizreaktivität, Craving oder weitere kognitive und affektive Mechanismen legen. Weiterhin sollten Longitudinalstudien durchgeführt werden, um die Frage der Direktionalität des Zusammenhangs von Stress und der Kauf-Shoppingsötrung besser beantworten zu können. Auch sollten objektive Stressmarker wie Speichelcortisol, Alpha-Amylase oder Haarcortisol in künftiger Forschung berücksichtigt werden.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten. Erklärung zur Finanzierung: Die Arbeit wurde im Rahmen der Forschungsgruppe ACSID, FOR2974, durchgeführt, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird – 411232260.



Publication History

Article published online:
19 September 2024

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