Suchttherapie 2024; 25(S 01): S67
DOI: 10.1055/s-0044-1790456
Abstracts
Symposien
S42 Modelle und Evidenz des Drug Checking

Evidenzbasis zur Implementierung von Drug Checking in Nürnberg – Ein kooperatives Forschungsprojekt

Christian Ghanem
1   Fakultät Sozialwissenschaften, Technische Hochschule Nürnberg, Nürnberg, Deutschland
,
Tamara Wild
1   Fakultät Sozialwissenschaften, Technische Hochschule Nürnberg, Nürnberg, Deutschland
,
Jan Welker
2   Intensivstation, Klinikum Nürnberg, Nürnberg, Deutschland
,
Sebastian Sauer
3   Fakultät Wirtschaft, Hochschule Ansbach, Ansbach, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund und Fragestellung: Das Forschungsprojekt „Evidenzbasiertes Drug Checking in Nürnberg“ blickt auf die Situation drogenkonsumierender Personen in Nürnberg, die von hohen Hospitalisierungs- und Mortalitätsraten geprägt ist. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern gibt es in Bayern weniger institutionalisierte Alternativen zu risikoreichen Konsumpraktiken, was unmittelbare Auswirkungen auf die ohnehin sehr belasteten Notaufnahmen und das lokale Gesundheitssystem hat. Als ein Teil der Lösung wird im Rahmen des interdisziplinär angelegten „Nürnberger Drogenhilfe Modell“ (NDM) die Implementierung von Drug Checking (DC) als eine Form der Harm Reduction eingebracht.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Das Projekt agiert in den interdisziplinären Strukturen des NDM und ist in zwei parallel ablaufenden Teilprojekten konzipiert, die durch die Projektpartner Technische Hochschule Nürnberg und Klinikum Nürnberg durchgeführt werden. Das Ziel besteht in der Entwicklung eines evidenzbasierten DC-Konzeptes, das sowohl bestehende wissenschaftliche Erkenntnisse als auch lokale Gegebenheiten vereint. Die internationalen Ergebnisse zu erfolgten Implementierungen werden in einer systematischen Literaturanalyse gebündelt und bilden die Grundlage für den Leitfaden der Expert:inneninterviews mit Personen aus bestehenden DC-Angeboten. Eine Social Return on Investment Analyse ergänzt die Erkenntnisse um die Kostendimension. Weiterhin werden mithilfe einer Analyse von Spritzenrückständen sowie einer Datenbankanalyse der Notaufnahmen Erkenntnisse zu lokal konsumierten Substanzen erfasst. Die Nutzer:innenperspektive wird anhand einer Befragung von Konsumierenden und Patient:innen eingeholt.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Das vom BMBF geförderte Projekt startet im Dezember 2024. Die multidisziplinäre Zusammenarbeit im NDM stellt dabei einen ausschlaggebenden Faktor dar, der in dieser Form besonders ist und (neben dem Forschungsdesign und der empirischen Vorarbeiten) im Vortrag näher erläutert wird.

Diskussion und Schlussfolgerung: Diese lokale Kooperation zwischen Verwaltung, Wissenschaft und Suchthilfe sowie die Erarbeitung von wissenschaftlichem Wissen zu konsumspezifischen Themen ermöglichen es der Suchthilfe in Nürnberg, evidenzbasierte Argumente in politischen Arenen zu formulieren und dadurch zu verdeutlichen, dass strukturelle Verbesserungen für dro-genkonsumierende Personen und die Allgemeinbevölkerung als untrennbar zu begreifen sind.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten. Erklärung zur Finanzierung: Das Projekt wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung („DATI Innovationssprint“) vom 1.12.24 bis 31.5.26



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Article published online:
19 September 2024

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