Suchttherapie 2024; 25(S 01): S69
DOI: 10.1055/s-0044-1790460
Abstracts
Symposien
S43 Qualitative Forschungsmethoden zur Erfassung von Versorgungsbedarfen/Barrieren in der Versorgung spezifischer Personengruppen.

Konsummotivation und Bedarfe von HHC-Konsument*innen: Eine qualitative Inhaltsanalyse von Onlineforendaten

Fabian Pioch
1   Deutsches Institut für Sucht- und Präventionsforschung, Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen, Köln, Deutschland
,
Ulrich Frischknecht
1   Deutsches Institut für Sucht- und Präventionsforschung, Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen, Köln, Deutschland
,
Thorsten Köhler
1   Deutsches Institut für Sucht- und Präventionsforschung, Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen, Köln, Deutschland
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Hintergrund und Fragestellung: Hexahydrocannabinol (HHC) ist ein unreguliertes Cannabinoid mit psychoaktiven Eigenschaften, welches im Internet und Kiosken erhältlich ist. Die Substanz wurde 2022 erstmals innerhalb der EU beschlagnahmt und hat sich seitdem rasant verbreitet. Aufgrund der Neuartigkeit von HHC sind Aspekte wie die Konsummotivation der Konsument*innen, Wirkungen und Nebenwirkungen der Substanz, oder potenzielle Versorgungsbedarfe der Konsument*innen weniger untersucht als bei etablierten Substanzen. Daher wird in der vorliegenden Untersuchung die Fragestellung analysiert, welche Konsummotivation HHC-Konsument*innen aufweisen. Angesichts der Cannabislegalisierung in Deutschland wird außerdem der Frage nachgegangen, wie sich diese auf den Konsum von HHC auswirken könnte.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Es wurden HHC-bezogene Beiträge des etablierten Onlineforums „Eve & Rave“, welche im Zeitraum vom 15.04.2022-16.08.2023 gepostet wurden, mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring analysiert. Das Forschungsdesign orientierte sich an dem Psychonaut WebMapping Project, welches ebenfalls qualitative Daten bezüglich neuer psychoaktiver Substanzen in Onlineforen sammelte und auswertete.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Die Konsument*innen von HHC nannten unterschiedliche Motivationen für ihren Konsum, welche in Typologisierungen zusammengefasst werden konnten. Die Gruppe der Substitutionskonsument*innen konsumierte beispielsweise HHC, da sie kein Cannabis in zufriedenstellender Qualität oder Menge in ihrer Umgebung erwerben konnten. Einen weiteren Subtypen bildeten Personen, welche Konsum zur Selbstmedikation betrieben. Diese beabsichtigten, mittels HHC Entzugserscheinungen von anderen Drogen oder Schlafstörungen eigenmächtig zu behandeln. Psychonaut*innen konsumierten HHC aufgrund der Neuartigkeit und kombinierten es mit anderen Substanzen, um bisher nicht erlebte Drogenerfahrungen zu sammeln.

Diskussion und Schlussfolgerung: Mittels der vorliegenden, explorativen Untersuchung konnten mögliche Typologisierungen von Konsument*innen festgestellt werden. In welchem Maße diese Typen tatsächlich die Konsument*innen im deutschsprachigen Raum abbilden, müsste in weiteren Studien untersucht werden. HHC-Konsument*innen weisen unterschiedliche Versorgungsbedarfe auf. Die Cannabislegalisierung wird den Konsum der Subtypen vermutlich unterschiedlich stark beeinflussen. Ein Verbot von HHC ist empfehlenswert, da diese Substanz die sinnvollen Barrieren der Cannabislegalisierung umgeht und HHC das bereits belastete deutsche Suchthilfesystem mit weiterer Komplexität konfrontiert.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.



Publication History

Article published online:
19 September 2024

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